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Donnerstag, 6. Juni 2024

Update

Zu Ehren von Philippe Leroy, der am 01.06.24 verstarb, gab es drei Neusichtungen und damit Reviews zu:


- Mother of Tears

- Milano Kaliber 9

- Mannaja - A Man Called Blade



RIP 







Mannaja - A Man Called Blade Review

Mannaja - A Man Called Blade

Story:

In dem Städtchen Suttonville, in dem der reiche McGowan (Philippe Leroy) das Sagen hat, taucht «Blade» auf. Dessen Spitznamen hat sich Mannaja (Maurizio Merli) durch seine Waffe, u.a. eine Axt, verdient. Dort bietet Mannaja McGowan an, seine Transporte zu bewachen. Das passt McGowans rechter Hand (John Steiner) nicht, da dieser selbst Pläne schmiedet, die Macht zu ergreifen…

Meine Meinung:

Philippe Leroy, Franzose und in Produktionen wie The Night Porter zu sehen, war zu einem grossen Teil seiner Karriere im Italo-Kino Zuhause. Anfang Juni dieses Jahres verstarb der Genre-Darsteller. Ihm zu Ehren wurden drei Filme angeschaut: Mother of Tears, Milano Kaliber 9 und als letzte Auffrischung Sergio Martinos (Der Killer von Wien, Mountain of the Cannibal God, Hands of Steel) Italo-Western Mannaja - A Man Called Blade. Dabei spielte Philippe Leroy in noch so vielen anderen Italo-Filmen mit: Yankee (dort gefiel er mir aber nicht), Gang War in Milan oder Sandokan (sehenswerte Mini-Serie). Auf die Wunschliste kommt In der Gewalt des Kindermörders. In diesem spielt Philippe Leroy an der Seite von Grössen wie Henry Silva.

Mannaja - A Man Called Blade wartet mit Poliziotteschi-Legende Maurizio Merli als Held auf. Maurizio Merli (Special Cop in Action, Die Gewalt bin ich, Stadt in Panik, Camorra - Ein Bulle räumt auf) war einer der gefragtesten Darsteller, wenn es darum ging, Gangstern (und Frauen) das fürchten zu lehren! Hier spielt er eine untypische Rolle als mysteriöser, Axt werfender Antihelden, der durch Rache getrieben ein persönliches Ziel verfolgt. Dabei steht ihm der grossartige John Steiner als Bösewicht entgegen. Eine seiner besten Rollen. John Steiner (Deported Women of the SS Special Section, The Last Hunter) gefällt mir als Bösewicht fast immer mehr, statt ihn in einer Heldenrolle zu sehen.

Philippe Leroy spielt quasi das Bindeglied zwischen Helden und Bösewicht. Das Motiv. Er, welchen den Rache-Plot gekonnt zusammenhält. Als Philippe Leroys Tochter ist die damalige österreichische Erotik-Darstellerin Sonja Jeannine zu sehen. Fans sollten hier aber keine nackten Tatsachen erwarten. Dafür müssten Fans schon andere ihrer Werke mit amüsanten Titeln The Stepdaughter, Was Schulmädchen verschweigen, Frau Wirtins tolle Töchterlein, Frühreifen-Report, Wenn die prallen Möpse hüpfen, Schlüsselloch-Report oder eine ihrer «Schulmädchen» Ausflüge (z.B. Schulmädchen-Report. 6. Teil: Was Eltern gern vertuschen möchten) ansehen. Und sogar ins Shaw Brothers Universum hat es die Österreicherin geschafft = Karate, Küsse, blonde Katzen.

Die Musik, speziell das Theme des Filmes, ist grossartig. Sergio Martino lässt gekonnt Zeitlupen-Szenen, Flashbacks und sonstige optische Leckerbissen in den Plot einfügen. Es gibt einige epische Szenen, so z.B. die erste Begegnung zwischen John Steiner und Maurizio Merli (Gamble-Szene), die «Aufnahmeprüfung» (Kampf gegen drei im Schlamm) oder das Finale im Nebel zwischen Steiner und Merli.

Fazit: Pflichtprogramm für Italo-Western Fans!

Infos:

O: Mannaja

Italien 1977

R: Sergio Martino

D: Maurizio Merli, Philippe Leroy, John Steiner, Donald O'Brien, Sonja Jeannine

Laufzeit der US-DVD: 96:25 Min.

Gesehen am: Mai 2010 / Neusichtung am: 04.06.24

Fassungen: Mir lag die US-DVD von Blue Underground vor = Englisch/Ital. mit englischen Subs, Uncut, sehr gute Bild- und Tonqualität, exklusive Extras. Gibt es in Deutschland (Mannaja – Das Beil des Todes) Uncut auf DVD. Soll von '84 Entertainment auf Blu-Ray erscheinen (schon seit Jahren angekündigt). Die US-DVD wird zu verkaufen versucht, da die deutsche Synchro rockt. 

Milano Kaliber 9 Review

Milano Kaliber 9

Story:

Rocco Musco (Mario Adorf) arbeitet für den Gangster-Boss den alle «den Amerikaner» (Lionel Stander) nennen. Rocco wird beauftragt, dem aus dem Gefängnis entlassenen Ugo Piazza (Gastone Moschin) auf die Pelle zu rücken. Dieser soll Geld veruntreut und versteckt haben, was dem Boss nicht gefällt…

Meine Meinung:

Milano Kaliber 9 ist ein unglaublich cooler Film. Müsste ich aktuell das Wort «Cooleness» neu definieren würde meine Definition lauten wie folgt: Ugo Piazza, Rocco Musco & Chino! Die drei Figuren werden von Gastone Moschin (Mafian Kosto), dem grandiosen Mario Adorf (Der Tod trägt schwarzes Leder) und dem vor kurzem verstorbenem französischen Genre-Darsteller Philippe Leroy (Gang War in Milan) gespielt und die drei machen das absolut fantastisch. Sie tragen den Film und so stört es auch nicht, dass der Film für einen Poliziotteschi-Titel relativ wenig Actionmomente bietet.

Milano Kaliber 9 ist eine der besten Arbeiten von Regisseur Fernando Di Leo (Shoot First, Die Later, Killer Vs. Killers, Der Mafiaboss - Sie töten wie Schakale). Der Film überzeugt durch seinen Plot (hat Ugo das Geld gestohlen oder nicht?), seine starken und coolen Figuren, seine (amüsant dargestellte) Sozialkritik und die wahnsinnig tolle Musik. In Nebenrollen sind Barbara Bouchet (Don’t Torture a Duckling, Amuck) und Frank Wolff (Leichen pflastern seinen Weg, Death Walks on High Heels) zu sehen. Letzterer als Polizeikommissar («Du liest zu viele linke Zeitungen»).

Der Film wird qualitativ durch eine absolut grandiose und hervorragende deutsche Synchronisation zusätzlich aufgewertet. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass der Film in Englisch oder Italienisch die gleiche Wirkung erzielen würde, wie mit dieser Kunstform der damaligen deutschen Synchronisation. Schade, dass dies heute genau das Gegenteil ist: lieblose Synchros und qualitativ um Lichtjahre schlechter als früher. Ein Film, dessen Plot und vor allem fieses Finale, leicht an Wenn Du krepierst, lebe ich! erinnert.

Fazit: Pflichtprogramm für Poliziotteschi-Fans!

Infos:

O: Milano calibro 9

Italien 1972

R: Fernando Di Leo

D: Mario Adorf, Gastone Moschin, Barbara Bouchet, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Ivo Garrani, Philippe Leroy

Laufzeit der deutschen DVD: 97:24 Min.

Gesehen am: Vor 2006 / Neusichtung am: 04.06.24

Fassungen: Mir lag die deutsche DVD von Koch Media vor = Uncut, Deutsch/Ital. mit Subs, sehr gute Bild- und Tonqualität. Gibt es inzwischen von filmArt auf Blu-Ray. Die deutsche Synchronisation ist absolut hervorragend.

Mother of Tears Review

 

Mit Claudio Simonetti am Brugggore Filmfestival 2024, wo er auch die DVD signiert hat

Mother of Tears

Story:

Eine tödliche Urne, in der der Geist einer Hexe (Moran Atias) eingeschlossen ist, wird an einer Uni von einer Angestellten (Asia Argento) geöffnet. Ein tödlicher Fehler…

Meine Meinung:

Mother of Tears war 2007 der überraschende Abschluss von Dario Argentos (Deep Red, Pelts) Mütter Trilogie nach seinen Klassikern Suspiria und Inferno. Dazwischen gab es inoffizielle Filme mit ähnlichem Inhalt (Demons 6).  Leider hat Mother of Tears die 2. Sichtung nicht bestanden. Der Film müsste eigentlich aus der Sammlung fliegen und entfernt werden. Bei der Veröffentlichung schien ich vom Hype geblendet, auf der anderen Seite haben mir auch schon andere Argentos nach Neusichtungen nicht mehr gefallen (La Sindrome di Stendhal).

Im Vergleich zu den noch mieseren Argentos wie Dracula 3D oder Dark Glasses ist der Film irgendwie noch ok, technisch besser und besitzt einen, wenn auch trashigen und mehrfach ungewollt komischen (die Szenen im Zug) Unterhaltungswert. Aber von einem richtig guten Film ist Mother of Tears leider meilenweit entfernt. Da bin ich doch ziemlich erschrocken. Die Neusichtung verdankt der Film dem Ableben des französischen Darstellers Philippe Leroy, dessen Nebenrolle hier etwas an Donald Pleasence aus Phenomena erinnert.

Natürlich erinnern einzelne Aufnahmen, Szenen und Momente an bessere Zeiten (Opera, Tenebre, Sleepless), dennoch wird man als Argento Fan enttäuscht sein, wenn man mit hohen Erwartungen an den Film geht. Das Kaschieren von mangelnder filmischer Qualität durch ultrabrutale Splatter-Szenen (immerhin tolle Effekte von Sergio Stivaletti) spricht Bände. Ohne Erfolg, auch wenn einige Effekte durchaus sehenswert geworden sind. Der Look wirkt billig (wie auch einzelne CGI -Momente), die Musik von Claudio Simonetti (Demons) leider ebenso (teilweise The Omen Vibes) und das Schauspiel der meisten Akteure ist schlecht, wobei Dario seine Tochter Asia (Interstate, The Church) Mal wieder nackt präsentiert.

Fazit: Enttäuschender Abschluss von Dario Argentos Mütter Trilogie!

Infos:

O: La Terza madre

Italien, USA 2007

R: Dario Argento

D: Udo Kier, Asia Argento, Daria Nicolodi, Cristian Solimeno, Adam James, Moran Atias, Valeria Cavalli, Philippe Leroy

Laufzeit der UK-DVD: 97:30 Min.

Gesehen am: April 2008 / Neusichtung am: 03.06.24

Fassungen: Mir lag die UK-DVD von Optimum Home Entertainment = Uncut, Englischer Ton, keine Subs, gute Bild- und Tonqualität. Die Disc wurde am Brugggore Filmfestival 2024 von Claudio Simonetti signiert. Gibt es in Deutsch von diversen Labeln Uncut auf Blu-Ray (ILLUSIONS UNLTD. films, Koch Media, 8-Films).