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Montag, 11. März 2024

Das Heerlager der Heiligen Buch Empfehliung

Das Heerlager der Heiligen

Inhalt:

Zitat Back-Cover:

«Hundert Schiffe! Den alten Professor durchlief ein Schauder. Es war jene eigenartige Mischung aus Demut und Erregung, wie sie einen manchmal überkommt, wenn man seine Gedanken intensiv auf das Unendliche oder Ewige richtet. An diesem Karsamstagabend belagerten 800 000 Lebende und Tote friedlich die Grenze des Abendlandes. Am nächsten Morgen würde alles vorbei sein.»

Meine Meinung:

Das Heerlager der Heiligen wurde mir vom Kumpel empfohlen. Ich habe zuvor noch nie etwas von diesem Titel oder dem französischen Autor des Buches, Jean Raspail, gehört. Der Originalroman wurde, wenn ich nicht irre, 1973 (in D 1985) veröffentlicht und erlebte in Deutschland erst vor einigen Jahren seine Premiere im «Director’s Cut», wenn man so will. Zitat von der Homepage des Verlages:

«in einer neuen, erstmals vollständigen Übersetzung von Martin Lichtmes»

Martin Lichtmes steuerte dem Roman auch ein informatives Vorwort bei (2015). Das Heerlager der Heiligen hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat sich gelohnt, der Empfehlung gefolgt zu sein. Der Roman wurde in der Vergangenheit kontrovers diskutiert. Vor allem radikale Linke und Zensurbefürworter haben den Inhalt, falls sie den Roman überhaupt zu Ende gelesen haben, missverstanden und werfen dem Buch und dem Autor vor, rassistisch zu sein. Angeblich soll der Roman unter rechtsradikalen viele Fans haben.

Da ich mich in dieser Szene nicht auskenne (bin politisch nicht aktiv), kann ich diese Behauptungen weder bestätigen noch dementieren.  Jean Raspail war nicht nur Autor, sondern ist in seinem Leben auch viel gereist. Er nahm an vielen Expeditionen Teil, hat politische und wirtschaftliche Wandlungen durchgemacht, war eher konservativ und hat auch als Generalkonsul in Argentinien, Patagonien gearbeitet. Seine Lebenserfahrung kommt in Das Heerlager der Heiligen, die eine düstere, apokalyptische Dystopie erzählt, authentisch zur Geltung.

In dem Roman geht es darum, dass Frankreich und der Rest der westlichen Welt, von einer friedlichen Übernahme aus der dritten Welt, im Roman Inder, bedroht wird. Und erzählt, wie Frankreich dabei unter geht mit fatalen Folgen für die restliche Welt. Und beschreibt die Einflussfaktoren, wie es dazu kommen konnte («Vielleicht ist dies eine Erklärung?»). Eindrücklich ist, dass Jean Raspail dabei schon viele zukünftige Szenarien, die sich bewahrheiten sollten, vorneweg nimmt. Jean Raspail als moderner Nostradamus sozusagen. Ich fühlte mich mehr als nur einmal an Themen erinnert, welche ich z.T. tagtäglich in der Presse lese. Die Inhalte lassen sich auch auf andere aktuelle politische Themen kritisch ableiten (nicht nur die Integration betreffend).

In meinen Augen ist der Roman nicht rassistisch, sondern vor allem eine bitterböse Satire und reinste Sozialkritik. Ich musste beim Lesen so oft Schmunzeln, dass ich aufgehört habe, zu zählen wie oft. Vor allem aus heutiger Hinsicht (Woke-Wahnsinn, politische Korrektheit, Flüchtlingskrise), in der teilweise Wohlstandsprobleme herrschen (zumindest in der Schweiz), bekommt im Roman jeder und jede sein Fett weg: Linke, die Presse/Medien, die (verlogenen) Politiker, die Kirche, das Militär, Intellektuelle oder der einfache Gutmensch und Moralapostel.

Dabei wird es treffend beschrieben, wie der 08/15-Mensch und der einfache Bürger, vor allem auch durch die Beeinflussung der Medien und Politiker, in gewisse Bahnen gelenkt werden. Würde es ein Remake dieses Stoffes geben, könnte man noch Social Media und dessen Schattenseiten in den Roman integrieren. Es zeigt die Doppelmoral, Heuchlerei und Verlogenheit diverser Gruppierungen ausgezeichnet auf. Wäre der Roman heuer geschrieben worden, hätte dieser in der Form so nicht veröffentlicht werden können. Zu sehr wird aktuell an alten Büchern, Serien oder Filmen, zugunsten von Minderheiten und politischer Korrektheit, die Schere angesetzt und Geschichte und Kultur zensiert oder umgeschrieben. Politisch bedenklich, wenn man sich erinnert, dass früher auch die Nazis Literatur verbieten und verbrennen liessen.

Der Roman ist interessant beschrieben und ich empfand die Handlungen/Inhalte als sehr spannend, fesselnd, sozialkritisch, amüsant/schwarzhumorig/makaber und abwechslungsreich. Es wird diversen Personengruppen/Figuren von «beiden Seiten» Platz gegeben, welche den Leser durch den ganzen Roman begleiten. Eine Spannung ist gegeben: wie geht die düstere Zukunftsvision von Jean Raspail zu Ende? Mich hat der Roman begeistert. Als Link gibt es auch Themen, die zum Horror- bzw. Genre-Filme passen: Selbstjustiz, Endzeit-Beschreibungen, «Zombies», Action/Menschenjagd, etwas anrüchigen Sex, Ausübung von Macht im negativen Sinne (à la Die 120 Tage von Sodom), Ekelmomente und viel französischer Nationalstolz (musste dabei irgendwie auch an Filme wie Delicatessen oder Das grosse Fressen denken, auch wenn eigentlich unpassend).

Fazit: Lesenswert!  

Infos:

In Deutschland erschienen: Ja

Sprache: Deutsch

Verlag: Verlag Antaios

Anzahl Seiten: 416

Roman/Sachbuch: Roman

Art: Gebunden

Autor: Jean Raspail

Erschienen: 4. Auflage 2022 (Original 1973)