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Samstag, 8. Juli 2023

7. NIFFF Tag

Am vorletzten NIFFF Tag standen zum 2. Mal an dieser NIFFF Ausgabe für mich drei Filme auf dem Programm und wohl die letzte Chance, ggf. John McTiernan zu sehen. Ich musste um die gleiche Zeit gehen, wie gestern. Am Mittag. Ich schlief lange. Ca. acht-neun Stunden und war wirklich fit. Das wollte ich für die drei Filme auch sein, denn heute sollten es über 30 Grad warm werden. Am Vormittag habe ich erneut an meiner koreanischen VHS-Wunschliste gearbeitet und bin nun mittlerweile auf der 60. Seite (von ca. 130 Seiten) angekommen. Bei mehr als 50+ VHS, welche ich nach und nach kaufen möchte…

Was die Filme angehen, war heute ein besserer NIFFF-Tag. Superposition war zumindest in der 1. Hälfte überzeugend. Ich war erstaunt, wie schlecht der Film, obwohl er in Passage 1 lief, besucht war. Klar, gleichzeitig lief noch It Lives Inside, aber dennoch hätte ich mit mehr Zuschauern gerechnet (und ich nehme nicht an, dass die alle den zur gleichen Zeit laufenden Shaw Brothers Klassiker Lady with a Sword schauen gingen, oder doch?). Danach hatte ich kaum Pause. Es reichte zum Pinkeln und Sandwich essen und dann ging es mit The Anchor weiter. Da bin ich im Mittelteil sehr müde geworden, da Kino praktisch voll.

Film war aber nur Mittelmass. Am vorletzten Tag des NIFFF 2023 muss ich resümieren, dass es bisher wohl kein Film, von denen, welche ich gesehen habe, in meine Filmsammlung schaffen würde. Auf den 3. Film, The Nightingale, hegte ich jedoch grosse Hoffnungen. Vor The Nightingale hatte ich eine Stunde Pause. Es stellte sich die Frage, ob ich auf John McTiernan warten sollte oder nicht. John McTiernan würde Last Action Hero vorstellen. Last Action Hero und The Nightingale sollten um 19.00 Uhr starten. Um 18.45 Uhr Türöffnung. John McTiernan gibt sich menschenscheu. Nie gesehen diese Woche.

Ich sass am See auf einer Bank, genau gegenüber dem Kino Studio, wo Last Action Hero laufen sollte. The Nightingale würde quasi um die Ecke im Kino Rex laufen. Ich habe bis 18.40 Uhr gewartet und plante dann, mit zwei Umwegen zum Kino Rex zu laufen: zuerst am Kino Studio vorbei und danach nochmal einen kurzen Abstecher in die Passage. Dafür hatte ich nun 20 Minuten Zeit. In fünf Minuten ist Türöffnung beider Filme. Und als ich die Passage betrat sah ich ihn: alleine an einem Tisch, mit dem Handy beschäftigt, wirkte ernst. Ich fragte ihn, ob ich ein Autogramm haben könne, er bejahte aber sagte, er müsse das schnell beenden und ich solle warten. In der Zeit, wo er mit dem Handy beschäftigt war, habe ich meine vier Cover und den Stift parat gemacht. John McTiernan wirkte sichtlich angepisst und unwohl. Ich denke, er hatte es nicht gerne, wurde er erkannt. Und er scheint den direkten Fan-Kontakt allgemein nicht zu mögen. Er verhielt sich aber professionell und korrekt. Er hat die vier Cover signiert und seine Ehefrau, die dann dazu kam und sehr freundlich war, hat zwei Fotos gemacht, ehe sie ihn an die kommende Vorstellung erinnert hat. Das Foto zeigt, dass John McTiernan nicht wirklich happy war. Es ist auch ein unvorteilhaftes Foto, würde ich sagen. Dass John McTiernan an Adipositas leidet, wusste ich nicht. Mir waren nur Fotos bekannt, in denen er meist Anzug trug und/oder nur sein Kopf zu sehen war. Die Autogramme sind etwas verschmiert, aber das ist egal. Der Moment zählt und ich rechne das John McTiernan hoch an, dass er signiert hat, obwohl er sichtlich keinen Bock darauf hatte.










Mit euphorischem Gefühl ging es dann, ohne Verspätung, in die letzte Vorstellung: The Nightingale. Und das war der bisher beste Film am NIFFF 2023 der auch definitiv in die Sammlung wandern wird. Hartes und geschichtlich authentisches Rape&Revenge Filmchen, welches mich auch anhand der Brutalität für einen Mainstream-Film überrascht hat (einige Zuschauer sind nach gewissen Szenen auch gegangen). Danach lief ich zum Bahnhof. Ich ging gemütlich, da ich den 21.32 Zug nicht mehr erwischen würde. Aber es wurde knapper, als ich dachte, was mich dann leicht ärgerte: ich sah den Zug vor meiner Nase wegfahren und wusste, dass ich nun spät zu Hause sein würde. Immerhin hatte ich noch Zeit, am Bahnhof in Neuchatel einzukaufen (Kaffeerahm, Brot, Aufschnitt etc.). Zudem fuhr ich nicht nach Bern (wo ich bis 23.15 Uhr hätte warten müssen, bis der Zug nach Niederwangen fahren sollte), sondern stieg um 22.44 Uhr in Brünnen aus und lief über Wander- und Feldwege ca. 30 Minuten nach Hause. Ich war um Punkt 23.15 Uhr zu Hause und war somit ca. 20 Minuten schneller zu Hause. Und das Schicksal meinte es, wie schon zuvor bei der John McTiernan Begegnung, gut mit mir: paar Meter bevor ich zu Hause ankam, fing es zu regnen an. Schon vorher, sah ich im Horizont Blitze und hörte im Verlauf ein Donnern. Vor Gewittern habe ich grossen Respekt, vor allem wenn ich 30 Minuten über einen Feldweg laufe.












The Nightingale Review

 
NIFFF 2023 Spezial

The Nightingale

Story:

1825 in Tasmanien während der britischen Kolonie:

Irin und Gefangene Clare (Aisling Franciosi) hat ihre Strafe verbüsst und hofft die ihr legal zugehörende Freiheit zu erhalten. Doch der britische Leutnant Hawkins (Sam Claflin) hat Anderes mit ihr vor: er vergewaltigt sie mehrfach, lässt sie durch Dritte vergewaltigen und tötet ihren Ehemann (Michael Sheasby) und auch das Baby (Addison Christie) überlebt nicht. Danach dürstet es Clare nach Rache. Als sie erfährt, dass Leutnant Hawkins auf dem Weg nach Launceston ist, engagiert sie Billy (Baykali Ganambarr), einen Ureinwohner, der ihr helfen soll, die Männer zu finden…

Meine Meinung:

Die Australierin Jennifer Kent, die dazumal mit The Babadook für Erfolge sorgte, legte 2018 mit The Nightingale, einem Rape&Revenge Film im australischen Kolonial-Tasmanien-Setting, nach und sorgte erneut für Erfolge. Seit Veröffentlichung steht The Nightingale auf meiner Wunschliste, aber hatte bisher keine Priorität. So kannte ich den Film auch im Jahr 2023 noch nicht. Erst die Sparte Female Trouble am NIFFF 2023 änderte dies: als ich hörte, dass der Film am NIFFF laufen würde, was die Sichtung beschlossene Sache.

Und so mussten auch andere Fans/Zuschauer gedacht haben, denn die Vorstellung war nahezu ausverkauft. Der Film nimmt sich historische Fakten als Setting: Britische Strafkolonie in Australien, zu der Irin Clare gehört, welche die Engländer hasst. Sie erleidet ein Trauma und will Rache. Dafür bezahlt sie Billy, der zu den Aboriginal People gehört = Ureinwohner. Ähnlich wie in Amerika die beinahe ausgerotteten Indianer, haben die Australier die Aboriginal People. Und auch Billy hat Traumata und hasst nicht nur Engländer, sondern weisse Menschen allgemein.

Interessante Mischung, die nicht nur willkommen aufgenommen wird. Aufgrund der derben Gewaltszenen, mehreren Vergewaltigungen und der Szenen mit Billy und Co. wird dem Film Feminismus und Rassismus vorgeworfen (bei einer Minderheit von Zuschauern). Auch während der Vorstellung am NIFFF haben einige Zuschauer nach kontroversen Szenen das Kino verlassen. Ich hätte mir den Film auch nicht so brutal vorgestellt (für einen Mainstream-Film), muss ich sagen. Besonders die vielen Vergewaltigungen und die Szenen mit Clares Ehemann und Baby waren schonungslos und hart in Szene gesetzt.

Jennifer Kent hat es geschafft, schnell zu fesseln, zu packen und Gefühle im Zuschauer zu wecken. Selten hasst man "Bösewichte" mehr als hier und der Zuschauer hat Freude, als Clare ihren Rachefeldzug startet. Ähnlich wie in grossen Rape&Revenge Klassikern à la I Spit on Your Grave gibt es hier diverse Menschen in der Gruppe, die Clare verfolgt. War es in I Spit on Your Grave z.B. ein kognitiv Zurückgebliebener, so ist hier z.B. ein junger Soldat dabei, der mehr oder weniger vom brutalen Leutnant Hawkins dazu "gezwungen wurde"(was nichts beschönigen soll).

Dem Film sieht man das Kleingeld an: man hat wirklich das Gefühl im Jahr 1825 zu sein. Auch einige traditionelle Rituale der Aboriginal People kommen vor. Und, sogar Horroreinschübe. Meist nachts, wenn Clare Alpträume hat, erinnern die Szenen ans Horrorgenre. Und wie Fans wissen, kann das Regisseurin Jennifer Kent eben auch ganz gut, wie sie mit The Babadook gezeigt hat. Die Schauspieler sind bis in die kleinsten Rollen aber vor allem mit Aisling Franciosi, Sam Claflin (Last Night in Soho) und Baykali Ganambarr stark besetzt.

Fazit: Bisher bester Film am NIFFF 2023 und besser als erwartet!

Infos:

O: The Nightingale

Australien 2018

R: Jennifer Kent

D: Aisling Franciosi, Sam Claflin, Michael Sheasby, Baykali Ganambarr, Addison Christie

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 136 Min.

Gesehen am: NIFFF 2023

Fassungen: Am NIFFF 2023 gesehen im O-Ton. In Deutschland ist der Film schon auf DVD und Blu-Ray raus (Uncut, Deutsch/Englisch und deutsche Subs, Koch Films).

The Anchor Review

 
NIFFF 2023 Spezial

The Anchor

Story:

Nachrichtensprecherin Jeong (Woo-hee Chun) bekommt vor einer Live-Sendung einen Telefonanruf einer Frau, die ihren Tod ankündigt. Jeong tut dies als "Telefonstreich" ab ehe sie nach der Sendung Nachforschungen anstellt und die Frau und dessen Tochter tot vorfindet. Danach sucht sie nach Hintergründen und recherchiert zu diesem Fall, mit ungesunden Folgen…

Meine Meinung:

Was den südkoreanischen Film The Anchor angeht, habe ich etwas anderes erwartet d.h. ich ging mit falschen Erwartungen an den Film. Nicht zum ersten Mal an diesem NIFFF. Jedoch ist es so, dass ich mich nicht zu sehr mit den Titeln befasse, um nicht schon ggf. Überraschungen zu erfahren. Ich habe einen südkoreanischen Ghost-Horrorfilm erwartet. Das ist The Anchor aber definitiv nicht, auch wenn es Motive aus dem Genre zu sehen gibt.

The Anchor ist ein Mix aus Thriller, Krimi und Drama. Es geht nicht um Geister, sondern um die Tatsache, warum die Frau und das Kind sterben mussten und um die Verbindung zu Jeong. Das ist alles ok umgesetzt und am Anfang (so die ersten 30 Minuten) auch wirklich packend, fesselnd und spannend umgesetzt. Danach flacht der Film aber stark ab und wird uninteressant. 

Der Plot wird immer konstruierter und wenig fesselnd. Eine richtige Spannung ist schon gar nicht mehr vorhanden. Gegen Ende zieht sich der Film dann sehr und man ist als Zuschauer froh, wenn der Film dann endlich Mal vorbei ist. Ich wurde im Verlauf des Filmes ganz schön müde. Action, Highlights und Co. sind in The Anchor rar.

Der Twist ist auch wenig speziell, hat man alles irgendwie schon irgendwo (Hollywood) und vor allem besser, fesselnder, spannender und packender erlebt! Da helfen dann auch bekannte und gute Schauspieler wie Shin Ha-kyun (The Villainess) oder Chun Woo-hee (The Wailing) nicht, um den Film sehenswerter zu machen. Schade, The Anchor kommt nicht an zuletzt gesehene Filme aus Südkorea (Project Wolf Hunting, I Saw the Devil) heran und ist in meinen Augen nur ein 08/15 Durchschnittswerk.

Fazit: Kein Must See Titel!

Infos:

O: Aengkeo

Südkorea 2022

R: Ji-Yeon Jung

D: Woo-hee Chun, Shin Ha-kyun, Lee Hye-yeong

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 111 Min.

Gesehen am: NIFFF 2023

Fassungen: Am NIFFF 2023 gesehen im O-Ton mit Subs. In Deutschland ist der Film schon auf DVD und Blu-Ray raus (Uncut, Deutsch/Koreanisch und deutsche Subs, Splendid).

Superposition Review

 
NIFFF 2023 Spezial

Superposition

Story:

Das Paar Stine (Marie Bach Hansen) und Teit (Mikkel Boe Følsgaard) inklusive Sohn (Mihlo Olsen) ziehen von Kopenhagen aufs Land in ein einsames Anwesen im Wald. Dort wollen sie sich ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen, einem Burnout vorbeugen und an ihrer Beziehung arbeiten. Doch es kommt anders, als geplant…

Meine Meinung (Spoiler-Gefahr):

Das skandinavische Kino ist nicht selten interessant, fesselnd und spannend. Daher ging ich Superposition schauen. Unter einer Superposition versteht man, Zitat Google:

"Unter Superposition versteht man in der Physik eine Überlagerung gleicher physikalischer Größen gemäß den Regeln einer Superposition in der Mathematik".

Dass und Infos, welche ich in einem Review las, haben dem Film Spannung genommen. Warum? Es ist fast nicht möglich, über den Inhalt zu schreiben, ohne ein Detail zu verraten, was im Grunde doof ist da es Spannung killt. Hätte ich dieses Detail nicht gewusst, wäre der Film am Anfang spannender und interessanter gewesen. Es geht, ähnlich wie im Film Us, um Doppelgänger und eine Art Parallelwelt (zwei Parallelwelten, die sich überlagern), wie der Titel bereits andeutet.

Der Film war fesselnder und interessanter als die Filme am gestrigen oder vorgestrigen NIFFF Tag. Dennoch hat mir nicht alles an Superposition gefallen. Die 1. Hälfte war in meinen Augen die klar bessere, da spannender. Die Figuren werden gut charakterisiert und eingeführt. Wenn ich die Probleme, welche das Paar im Film hat sehe, bin ich froh, a) Single und b) vor allem kinderlos zu sein (bzw. habe ja mit den Katzen schon zwei Babys). Natürlich ist es besser, ein Paar mit Kind und Konflikten in eine solche Story zu packen, als eine gut harmonierende. Aber einige Klischees gab es halt dennoch.

Als dann die "Doppelgänger" auftauchen, nimmt die Spannung ab. Zwar weiss der Zuschauer nicht, wo die Reise hin geht, aber die Szenen werden uninteressanter bis grotesk (Teit der seinen Doppelgänger küsst, wtf?). Einige Handlungen waren nicht nachvollziehbar und über das offene Ende, und die Tatsache, dass nichts erklärt wird, kann gestritten werden. Die Härte in einer Szene im Finale war in ihrer Wucht überraschend. Aber so was haben die Skandinavier drauf – siehe Filme wie Speak No Evil und Co. Dennoch wäre mir ein anders Ende lieber gewesen.

Fazit: Für Fans des skandinavischen Kinos zu empfehlen, aber nichts für meine persönliche Filmsammlung!

Infos:

O: Superposition

Dänemark 2023

R: Karoline Lyngbye

D: Marie Bach Hansen, Mikkel Boe Følsgaard, Mihlo Olsen

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 105 Min.

Gesehen am: NIFFF 2023

Fassungen: Am NIFFF 2023 gesehen im O-Ton mit Subs. Eine DVD/Blu-Ray/UHD ist noch nicht angekündigt (Stand: Juli 2023).