The Woman of Wrath
Story:
Taiwan während der japanischen Besatzung:
Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Shih (Pat Ha Man-Jik) wird an ein anderes Fischerdorf verkauft und mit einem älteren Mann (Pai Ying), der als Metzger arbeitet, zwangsverheiratet. Shih sieht sich täglich Schlägen und sexueller Gewalt ausgeliefert. Ob sie ihrem Leben, welches einem Gefängnis gleicht, entkommen wird?
Meine Meinung:
Es gibt Filme, die entsprechen einem Zeitgeist-Phänomen. Die haben nicht viel Budget, aber junge Talente vor und hinter der Kamera. New Wave Vibes. Um Effekte zu sparen, wird auch auf reale Gewalt gegen Tiere nicht verzichtet. Da kommen mir direkt und indirekt Titel wie Cannibal Man oder Silip: Daughters of Eve in den Sinn. Und da passt auch der taiwanesische Film The Woman of Wrath perfekt dazu. Der Film, der ganz leicht auch an Bedevilled erinnert, ist eine Novellen-Verfilmung. Chang Chong-Cheung hat dabei die Novelle The Butcher's Wife verfilmt.
Der Film gehört dabei zur Taiwan New Cinema Bewegung und hatte mit Zensurproblemen zu kämpfen. Ganze acht Szenen flogen aus dem Film, bevor der in die Kinos kam. Der Film, der auf einer Insel Taiwans gedreht wurde und zur Zeit der japanischen Besatzung handelt, ist ein sehr ruhiger Film. Ein Slow-Burner. Ein durch und durch deprimierender Film, abseits des Mainstreams. Der Film wartet mit Pat Ha Man-Jik (Profile in Anger, My Name Ain't Suzie) auf, die dazumal vor allem durch ihre Rolle in Nomad auf sich aufmerksam machte. Ihre wortkarge Leistung ist eindrücklich.
Der Film zeigt eindrücklich das Leid auf, welches ein Mensch ertragen kann. Seelische, sexuelle und körperliche Gewalt. Traditionen und sture Rollenbilder. Auf der einen Seite haben wir ihren Ehemann, der als Metzger arbeitet und auch deshalb von der Gesellschaft geächtet wird. Auf der anderen Seite haben ausgerechnet die anderen Frauen auch viel Hass für Shih übrig und sprechen die Taten des Ehemannes schön. Die Kamera fängt überdurchschnittlich tolle Bilder ein und die Musik ist aussergewöhnlich und trägt nebst Naturkulissen- und Geräuschen (das Brechen der Wellen) viel zur Stimmung des Filmes bei.
Der Cast war allgemein sehr gut. Pai Ying (Assassin, Heroes in the Late Ming Dynasty, Adventure in Denmark) spielt den Metzger ebenfalls stark. Glaubhaft. Das Mädchen, welches im Film hier und da vorkommt, ist auch überzeugend und nervt nicht (auf Humor wird in dem dramatischen Film sowieso total verzichtet). Der Film kann fast als eine Art dramatisches und sozialkritisches Kammerspiel mit Selbstjustiz-Momenten angesehen werden. Und wie zu Beginn erwähnt gibt es hier einige sehr derbe Momente zu sehen, in denen echte Tiere zu Schaden kommen. Hauptsächlich sind es Schlachtungen (Schweine). Wie die Tiere getötet und auch zerteilt werden.
Der makabre Höhepunkt ist dann erreicht, wenn der Metzger seine Frau mit echten Innereien bewirft (laut Interview wurde Pat Ha Man-Jik bei der Szene ohnmächtig). Sie hätte lieber Fake-Innereien gehabt, aber für solche Effekte war kein Geld vorhanden. Aber auch eine Katze (nach ihr wird getreten) und Enten-Babys (fast die schlimmste Szene, fand ich) werden nicht verschont. Das mag für heutige Verhältnisse ein No-Go sein, aber als billiger (Schockeffekt) und als Metapher (für den Metzger ist seine Frau nichts anderes als ein Stück Vieh) waren diese Szenen nachvollziehbar. Und eben dem Zeitgeist geschuldet. Wie bei Cannibal Holocaust und Co.
Fazit: Eindrückliches Drama, das unter die Haut geht! Toll, noch solch unbekannte Perlen zu entdecken…
Infos:
O: Sha Fu
Taiwan 1983
R: Chang Chong-Cheung
D: Pat Ha Man-Jik, Pai Ying, Grace Chen Shu-Fang, Yang Li-Yin, Li Hai-Hsing
Laufzeit der taiwanesischen Blu-Ray: Ca. 102 Min.
Gesehen am: 15.07.25
Fassungen: Mir lag die neue taiwanesische Blu-Ray vom
taiwanesischen Filminstitut vor = 40th Anniversary Restored Edition. Seit
mehreren Jahren wurde der Film neu restauriert. Der Film kommt Full Uncut daher
(inklusive acht ehemals zensierte Szenen), im O-Ton, mit englischen Subs, einem
Schuber, Karten und einem ca. 70seitigen Booklet (Infos in Chinesisch und
Englisch, u.a. gibt es Hintergrundinfos zur Restauration, zur Zensur zum Film
und es gibt ein Interview mit Star Pat Ha Man-Jik). Die Bild- und Tonqualität
sind der Wahnsinn. Der Film schaut aus wie ein aktueller, neuer Film. Ehemals
zensierte Szenen fallen qualitativ nicht ab. Es gibt keine deutsche Fassung
(Stand: Juli 2025).
