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Montag, 6. März 2017

Men Behind the Sun Review


 
 
Men Behind the Sun

Story:

Japan im zweiten Weltkrieg: Die japanischen Truppen bekämpfen China hart. Gefangene Soldaten und unschuldige Zivilisten aller Nationen (jedoch vor allem Chinesen), werden in selbsterrichtenden Konzentrationslagern gesteckt, einer Hölle, aus der es kein Entkommen gibt. Dort werden die Gefangenen zu unmenschlichen Versuchen missbraucht…
731

Meine Meinung:

Men Behind the Sun ist ein kompromissloses Machwerk, welches bei den Fans schon berüchtigt ist und gehört zu den berühmtesten Sickos aus dem asiatischen Raum.

Bei diesem Werk schneiden sich die Meinungen: Für eine Gruppe ist es ein Meisterwerk, welches schonungslos dokumentiert, was im zweiten Weltkrieg in China wirklich geschah und absolut nichts beschönigt. Der Film soll nicht unterhalten, sondern aufklären! Für die andere Gruppe ist es ein krankes, perverses und unmenschliches Ekelfilmchen, welches möglichst grausame Ekelszenen zeigt, um die Sensationslust des Zuschauers zu befriedigen.

Ich gehöre der Gruppe an, welche den Film als wichtiges Zeitzeugnis sieht. Als wichtigen Film (wie auch das spätere Werk Black Sun – The Nanking Massacre) der aufklärt. Man muss auch wissen: Der Film ist von 1987 und die japanische Regierung hat erst im August 2002 offiziell bestätigt, dass es Einheit 731 gab. Zuvor wurde dies verleugnet, auch im schulischen Unterricht wurde dies nie erwähnt. Das muss auch für viele junge Japaner ein Schlag gewesen sein, welche mit Men Behind the Sun das erste Mal über diese Ereignisse konfrontiert wurden.

Der Film, welcher sehr an einen Dokumentarfilm erinnert (Am Anfang werden einige echte Szenen gezeigt, zwischen durch kommen Einblendungen zu Opfern, am Ende wird die Geschichte im Abspann in Texteinblendungen zu Ende erzählt), basiert auf wahren Geschehnissen aus China! Der Film ist für mich kein echter Spielfilm aber auch keine echte Doku sondern ein Mix aus beidem. Es gibt auch kaum eine echte Story oder Hauptpersonen. Die auf wahren Ereignissen beruhenden Experimente und die Schliessung am Ende werden aus der Sicht der Kinderarmee erzählt, welche dort ihre Ausbildung „geniessen“.

Regisseur T.F. Mous gab sich hier reichlich Mühe, den Film so authentisch wie möglich zu gestalten. Der Film hat eine sehr kalte Atmosphäre, nihilistische Atmosphäre und die Bilder der Versuche sind sehr hart und zum Teil schockierend! Die Menschenversuche können mit jenen aus deutschen KZ vergleichen werden. Die Mehrheit der Opfer waren Chinesen. Die Minderheit Ausländer (z.B. Russen, deshalb nahm sich auch der russische Regisseur Andrey Iskanov dem Stoff an und verfilmte 2008 seinen Philosophy of a Knife). Es wurden diverse Bakterien/Krankheitserreger etc. als biologische Kampfstoffe getestet, sowie Experimente mit Überdruck und Kälte. Weiterhin wurden u.a. Vivisektionen durchgeführt.

Der Film hatte kaum Budget und Regisseur T.F. Mous, der auch später noch paar interessante Genrefilme gedreht hat (u.a. für die Shaw Brothers Lost Souls, A Deadly Secret mit Jason Pai Piao und eine Folge von The Criminals Part 5), tat dies in China. Man hatte kaum Geld für Spezialeffekte sodass man teilweise auf Alternativen auswich! Z.B. soll das Blut der Katze durch gefärbten Honig entstanden sein, die Darmszene (Druckkammer) waren Tierinnereien, die Autopsie an dem Jungen war echt.*

So liessen sich Kosten sparen – in einem Interview 1999 (Kanadischen Filmfest, Interview ist Online vorhanden, googeln) gab T.F. Mous interessante Einblicke in die Produktion, Dreharbeiten und Reaktionen:

* Ein Junge ist verstorben und man fragte die Polizei und die Eltern, ob man die Autopsie filmen könnte. Es wurde seitens der Eltern eingewilligt. Die Ärzte auf der Wache haben sich die Kostüme vom Set angezogen und eine offizielle Autopsie durchgeführt, welche Mou gefilmt und im Film integriert hat.

Zur berühmten Katzenszene: Im Interview weicht er der Frage aus, will nicht darüber sprechen. Man könnte daraus interpretieren, dass eine echte Katze getötet wurde. In anderen Interviews soll er jedoch auch gesagt haben die Szene war ein Fake. Auf einem chinesischen Blog soll ein Crew Mitglied jedoch bestätigt haben, dass die Katze getötet wurde. Anhand des Budget und der Tatsache, dass mind. auch etliche Ratten/Mäuse am Endes des Filmes verbrannt wurden (und vielleicht noch eine Taube in einer weiteren Szene) und der Tatsache, dass in China auch Katzen gegessen werden, tendiere ich eher dazu, dass die Szene echt sein könnte…

Budget & Effekte: Grosses Budget war kaum vorhanden. Die Effekte sind teilweise simpel, aber effektiv. Man hatte einen chinesischen Produzenten und drehte auf dem Festland (günstiger). Der Produzent wusste wie man Geld machte und redete Mou nicht rein.

Chow Yun Fat: Der Produzent wollte einen Star à la Chow Yun Fat im Film haben aus kommerziellen Gründen. Hätte nicht ganz in diesen dokumentarischen Streifen gepasst…die Darsteller sind auch alles Laien und Unbekannte und das ist auch gut so (da glaubhafter).

Reaktionen: Der Film lief u.a. in der Berlinale. Wegen der Katzenszene soll er Morddrohungen erhalten haben – auch wenn er den Film in Japan zeigen sollte. Dies tat er jedoch und zwar gleich zweimal – einmal mit jungen japanischen Studenten die dies nicht glauben konnten (also die Inhalte des Filmes), und einmal mit alten Japanern und ehemaligen 731 Mitgliedern welche die Inhalte jedoch bestätigt haben.

Zensur in China: In China wollte man den Film zensieren (ich denke die Fassung welche dort in den Kinos lief) aber fragte Mou ob er das nicht selbst machen kann, damit der Zensor das Gesicht wahren konnte.

Ansonsten: Ishii Shirō, Generalleutnant der Einheit 371, wurde nie zur Rechenschaft gezogen. Er wurde von den Amerikanern 1946 geschnappt aber erhielt Immunität – und gab den Amerikanern sein Wissen und eine Aufzeichnung weiter und wurde nie von einem Gericht wegen Kriegsverbrechen verurteilt. Der Darsteller sieht dem echten Ishii, denn man das auf Fotos vergleicht, sehr ähnlich. Regisseur T.F. Mous hat dazumal wirklich intensiv recherchiert (und damals gab es noch keine Interviews, Google, youtube, Internet und Wikipedia).

Fazit: Wenn man sich für Geschichte, den 2. Weltkrieg, die Länder China und Japan interessiert, sollte man den Film gesehen haben! Jedoch nicht zwecks Unterhaltung (dafür eigenen sich dann eher die Teile zwei und drei) sondern zur Aufklärung menschlicher Abgründe während dem 2. Weltkrieg! Ein wichtiger Film, der meiner Meinung nach etwas zu Unrecht in die «Sicko» Filmkategorie gedrängt wird (aber auch so die meiste Aufmerksamkeit, zumindest im deutschsprachigen «Fanraum», erhielt und bekannt wurde). Am besten gleich zusammen mit Black Sun – The Nanking Massacre anschauen. 
 

Infos:

O: Hei tai yang 731

Hong Kong 1987

R: T.F. Mous

D: Wang Gang, Hsu Gou, Andrew Yu

Laufzeit der holländischen DVD Code 2 von Japan Shock: 104: 52 Min.

Gesehen am: Sicher mind. 10-15 Jahre her…

Überarbeitet am: 14.02.17

Fassungen: Gesehen als Code zwei DVD aus Holland von Japan Shock (die heute ja nur noch Shock heissen). Film ist Uncut, in Chinesisch mit englischen UT und die Bildqualität ist gut. Sehr schade sind fehlende Extras – z.B. Audiokommentar oder Interviews mit dem Regisseur und Hintergrundinfos zur zeitlichen Geschichte wären aufschlussreich und spannend gewesen. Erst Jahre später hat Japan Shock eine Neuauflage veröffentlicht mit mehr Extras d.h. der Doku Kizu - The Untold Story of Unit 731 als Bonus an Bord. Die deutsche Fassung (DVD) ist stark unzensiert. Der Film lief vor sehr sehr langer Zeit auch an der Berlinale – ob Uncut und in welcher Sprache/UT ist mir nicht bekannt. Die Tonspur der DVD ist jedoch durchgehend Chinesisch Dubbed – Original wäre Chinesisch, Japanisch und Englisch – wie es z.B. im VHS in Australien der Fall ist. Für mich jedoch zu verschmerzen.

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