120 Tage von Sodom
Inhalt:
Zitat Back-Cover:
"Marquis de Sade
Werke
Die 120 Tage von Sodom
Die Philosophie im Boudoir
Justine oder die Leiden der Tugend
Juliette oder die Wonnen des Lasters
Fast 30 Jahre saß de Sade hinter Gittern – in Gefängnissen und zuletzt in der Irrenanstalt von Charenton. Im 19. Jhdt. totgeschwiegen oder als bloße Illustration psychopathologischer Verirrung abgetan, erfuhr sein Werk erst mit Baudelaire und später mit den Surrealisten literarische Anerkennung. Seine geistesgeschichtliche Bedeutung wurde schließlich von den Vertretern der Frankfurter Schule Horkheimer und Adorno anerkannt."
Meine Meinung:
Dieses Buch umfasst vier Geschichten von Marquis de Sade, dem "Erfinder" des "Sadismus". Das Buch beinhaltet die Romane Die 120 Tage von Sodom (welches jedoch leider nie zu Ende geschrieben wurde), Die Philosophie im Boudoir, Justine oder die Leiden der Tugend und Juliette oder die Wonnen des Lasters. Erstmals habe ich Die 120 Tage von Sodom zwischen 2006-2008 gelesen. Ich wusste kaum mehr etwas. Nun war ich motiviert, den Roman, der später von Pier Paolo Pasolini verfilmt wurde (Salò o le 120 giornate di Sodoma), erneut zu lesen. Warum das Werk nie vollendet wurde? Scheinbbar gingen de Sade die Ressourcen aus (Schreibmaterial und/oder Papier).
De Sade schrieb den Roman im Jahr 1785 während 37 Tagen (in Haft). In kleinster Schrift auf einer 12 Meter langen Papierrolle. Seit 2017 gilt das Werk als Nationalgut in Frankreich. So können sich die Zeiten ändern. Früher geächtet, verboten und zensiert (Roman und auch der Film), so ist dies aktuell nicht mehr der Fall (der Film ist zudem seit dem 01.12.22 auch vom Index). Wer meinen Blog aufmerksam verfolgt weiss, dass ich 2022 viele Bücher las: u.a. die gesamte Der Dunkle Turm Reihe. Später fing ich mit Die 120 Tage von Sodom an. Es gab Pausen (in denen ich z.B. Naked Lunch gelesen habe). Es dauerte nun viele Monate, bis ich den Roman ein 2. zu Ende gelesen habe. Warum? Dies aus zwei Gründen:
1. Auf der Arbeit habe ich nachts (ich arbeite als Nachtwache) mehr zu tun. Wir haben neu Ämtli und Zusatzaufgaben, wo wir vorher keine hatten.
2. Der Inhalt ist nicht per se spassig (ok, manchmal schon) und die Art und Weise, wie der Roman geschrieben wurde, ist teilweise mühsam zum Lesen. Lange Sätze, viele (französische) Namen, wo ich nicht Mal weiss, wie man diese aussprechen tut. Das Lesen fällt nicht leicht, so waren mehrere Pausen nötig. Keine Lektüre, die man an einem Abend verschlingt. Teilweise war der Inhalt auch zu repetitiv und mit der Zeit «lahm» (wenn sich die Figuren gegenseitig anfurzen oder in die Münder defäkieren, irgendwann "hat man es gesehen").
Die Inhalte sind ein Mix aus de Sades Weltanschauung (Menschenbild, Religion…), einer Kritik am System, welches ihn viele Jahre seines Lebens (für illegale Vergehen) ins Gefängnis brachten, satirische Momente (einzelne Szenen/Beschreibungen sind so übertrieben, dass man sie nicht ernst nehmen kann und hier und da musste ich auch wirklich Schmunzeln) und Vorlieben/Perversionen/Fetischen. De Sade war damit und den Beschreibungen seiner Zeit weit voraus (Sexuelle Präferenzen/Fetische/Beschreibungen). In der Hinsicht sind die Fussnoten des Übersetzers interessant, der hier und da Fakten und Hintergrundinfos im Roman beschreibt.
Es werden 150 Passionen in Form von Geschichten, welche die Erzählerinnen selbst erlebt haben, beschrieben. Dies stellt den ersten Handlungsabschnitt dar (beschriebt eine Zeitspanne von 30 Tagen). Laut Wiki werden diese als "einfachen Passionen" betitelt. Spannend ist, dass es scheinbar auch Benennungen der drei nie fertig gestellten/geschriebenen Passionen gibt, ich zitiere vom Wiki Eintrag:
"Die 150 komplexen Passionen
(Diese Passionen enthalten Erzählungen über Praktiken wie das Vergewaltigen von Kindern, Inzest, Flagellation, sadomasochistischen Gruppensex.)
Die 150 verbrecherischen Passionen
(Diese Passionen enthalten Erzählungen über Praktiken wie Analverkehr mit Kleinkindern, sexuelle Handlungen an Leichen, Verkehr mit Tieren, das Verstümmeln des Sexualpartners.)
Die 150 meuchlerischen Passionen
(Diese Passionen enthalten Erzählungen über Praktiken wie das Töten von Kindern vor ihren Müttern, das Herumwühlen in den Eingeweiden noch lebender Körper, das Masturbieren während des Folterns einer Vielzahl von Frauen und Männern bis zu ihrem Tode.)"
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_120_Tage_von_Sodom_(Buch)
Laut dem Übersetzer des Romans (in der Schlußbemerkung) existiert von den "drei anderen Teilen" ein "Plan mit präzisen" Beschreibungen der sexuellen Perversitäten, die darin besprochen hätten werden sollen. Mehr Infos habe ich zu diesem "Plan" nicht. Der Wiki-Eintrag zeugt aber davon, dass diese Inhalte recherchiert werden könnten. Inhaltlich geht es darum, dass vier adelige Männer mit diversen Bediensteten (Köchin etc.) und verschleppten Jugendlichen (Jungen und Mädchen) auf ein Anwesen ziehen und sich dort unter strikten Regeln, Hausordnungen und Strafen an den Verschleppten vergehen. "Aufgelockert" wird der Plot, indem vier Erzählerinnen aus ihrem Leben erzählen = die ersten 150 Passionen sind im Werk beschrieben. Die Qualität der Episoden ist unterschiedlich. Einige Episoden werden nur in paar wenigen Sätzen erzählt, andere werden weitaus expliziter beschrieben.
Wer einen schwachen Magen hat, sollte sich nicht an den Roman wagen. Sensible Menschen könnten schockiert sein. Die Inhalte sind pervers, eklig und böse. Die Tugend und auch Gott bekommen ihr Fett weg (fand ich als Atheist amüsant und zum Schmunzeln anregend). Dies wurde später ja immer wieder Thema in den Arbeiten von de Sade. Siehe z.B. seinen Roman Justine oder die Leiden der Tugend. Wer Gutes tut, wird bestraft, es zählt sich nicht aus etc. Diese Weltanschauung finde ich amüsant und interessant (in der Fiktion). Einzelne Passionen waren interessant, mehrheitlich wars aber zu repetitiv und zu pervers. Da waren die Füllszenen (das Philosophieren und die beschriebene Weltanschauung der Figuren nach dem Erzählen der Passionen) interessanter. Da die Geschichte nie zu Ende geschrieben wurde, kann kein Gesamtbild gezeichnet werden.
Fazit: Wegweisende und wichtige Literatur, die viel Raum für Interpretationen bietet aber sicherlich nicht für jedermann geeignet ist! Bis ich die drei anderen Geschichtren in diesem Sammelband lese, dürften wohl einige Jahre ins Land ziehen…
Infos:
In Deutschland erschienen: Ja
Sprache: Deutsch
Verlag: Parkland
Anzahl Seiten: 324
Roman/Sachbuch: Roman
Art: Gebunden
Autoren: Marquis de Sade
Erschienen: 2. Auflage 2004
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