Centipede Horror
Story:
Die Schwester von Michael wird in Thailand im Urlaub von deinem Tausendfüßler-Fluch befallen und getötet. Michael (Michael Miu Kiu-Wai) reist daraufhin selbst mit seiner Freundin (Margaret Lee Din-Long) vor Ort, um Recherchen anzustellen. Er trifft auf zwei sich bekämpfende Magier (Hussein Hassan, Stephan Yip Tin-Hang) und die Tatsache, dass auf seiner Familie ein Fluch lastet…
Meine Meinung:
Centipede Horror hat die Zweitsichtung bestanden und noch besser: der obskure HK-Horrorfilm aus den 80ern (1982) gefiel mir aktuell ein ganzes Stück besser als bei der Erstsichtung. Ich wusste nämlich um die Schwächen des Filmes (zu Beginn Längen) Bescheid und konnte meine Erwartungen korrekt anpassen.
Der Film, dessen Drehbuch wie schon bei Red Spell Spells Red von einer Frau stammt (und zwar von der gleichen), überzeugt vor allem in der zweiten Filmhälfte. Trotzdem möchte ich auch die «lahme» erste Filmhälfte nicht per se schlecht machen. Der Vorspann mit Nahaufnahmen der giftigen, vor allem in Asien sehr verbreiteten Tausendfüßlern (dort sind grössere Exemplare als bei uns heimisch) ist beeindruckend.
Dazu wird ein Soundtrack aufgespielt, der dem Morricone Soundtrack aus The Thing gleicht. Und bald schon gehen die Tausendfüßler auf Mordsjagd und es gibt einige krude Make-Up Effekte zu sehen (Wunden am ganzen Körper und mutige Szenen der Schauspieler, die sich von vielen, lebenden Tausendfüßlern belagern liessen).
Dazu kommt, dass der Film ernst, düster und humorlos ist. Eine willkommene Abwechslung zum sonstigen HK-Klamauk. Dies tut der Stimmung des Filmes gut. Auch das exotische Thailand-Setting trägt (à la Red Spell Spells Red) zu dieser Stimmung bei. Gerade in dem Genre war es nicht unüblich, die Story z.B. in Thailand zu drehen und die Geschehnisse weg von Hong Kong zu verlagern.
Auf Seite B der Laserdisc geht der Film dann völlig ab. Von Längen keine Spur mehr. Es gibt pausenlose Unterhaltung bis zum Ende und das Duell der Magier ist kreativ, sehenswert und bietet einige herrliche WTF Momente (die lebenden Hühner Skelette erinnerten mich an The Boxer's Omen). Solche bizarren und skurrilen Szenen können nur aus dem asiatischen Kino der damaligen Zeit stammen.
Die mir unbekannten Darsteller sind solide. Keine Glanzleistungen, aber solide. Die Szenen mit den Tausendfüßlern sind eklig bis faszinierend zugleich. Im Finale erinnern einige Szenen sehr an Slugs und/oder Squirm. Typische Tierhorrorszenen.
Regisseur Keith Li hat als Regisseur keine Karriere gemacht. Er war zuvor/danach in diversen Bereichen für die Shaw Brothers tätig – Regie (The Supreme Swordsman), Assistant Director (The Sentimental Swordsman), Writer (Men from the Gutter), Planning (Danger Has Two Faces) oder Script Supervisor (Killer Clans).
Das Ekel-Highlight, welches den Film jedoch von den besagten Filmen (Slugs, Squirm) abhebt: die Freundin vom Lead erbricht ohne Schnitt lebende Tausendfüßler (mehrere). Wie gesagt: eklig bis faszinierend zugleich! So was ist in dem Sub-Genre aus Taiwan/Hong Kong nicht neu (siehe Filme wie The Devil und Co.), aber selten und immer wieder herrlich eklig und sehenswert! Sehr mutige Leistung von Margaret Lee Din-Long!
Fazit: Wer das Weird Asian Kino der damaligen Zeit mag (HK, Taiwan, Indonesien, Philippinen etc.), sollte sich Centipede Horror nicht entgehen lassen!
Infos:
O: Ng Gung Jau
HK 1982
R: Keith Li
D: Michael Miu Kiu-Wai, Margaret Lee Din-Long, Hussein Hassan, Stephan Yip Tin-Hang
Laufzeit der HK-LD: Ca. 93 Min.
Gesehen am: Vor 2006 / Review überarbeitet am: 19.05.20
Fassungen: Mir lag für die 2. Sichtung die HK-LD von Winson vor = Uncut, O-Ton, sehr gute und helle Bildqualität und englische Subs. Diese sind an den Seiten NICHT abgeschnitten (also Vorteil gegenüber der US-VHS). Die «HK DVD», wohl ein Bootleg wie auch eine ominöse US-DVD, ist seitlich oben leicht beschnitten gegenüber der LD und die Bildqualität ist im Vergleich zur LD etwas unscharf. Es gibt keine deutsche Fassung und keine Blu-Ray (Stand: Mai 2020). In den USA wurde eine 35mm Kino-Kopie gefunden und daraus ein 2K Master erstellt. Es ist anzunehmen, dass in der Zukunft mit einer Blu-Ray zum Film zu rechnen ist. Nachtrag 31.07.20: dieses 2K Master soll um zwei Minuten zensiert sein. Nachtrag 14.05.23: Das neue US-Label Error 4444 haben den Film inzwischen auf Blu-Ray veröffentlicht. Bisher gab es den FIlm nur auf LD oder VHS. Weltpremiere. Dazu diente ein restauriertes Uncut-Master ohne Framecuts im O-Ton mit englischen Subs. Die Disc kommt mit Schuber, Wendecover und Booklet daher. Als Extras gibt es u.a. einen Einblick in die Zensur zum Film und eine kleine Einführung ins CAT. III Genre (uninteressant für Kenner). Bild- und Tonqualität sind hervorragend. Interessant ist, das das neue Master keine Credits im Vorspann zeigt. Ansonsten eine hervorragende Scheibe. Error 4444 ist ein Label, welches Fans im Auge behalten sollten!
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