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Samstag, 8. September 2018

Mädchen, Machos und Moneten Buchtipp

Mädchen, Machos und Moneten

Inhalt:

"Mädchen, Machos und Moneten: die unglaubliche Geschichte des Schweizer Kinounternehmers Erwin C. Dietrich. Verlag Scharfe Stiefel, Eppenberger/Stapfer Hardcover, Deutsche Sprache. Auf über 200 Seiten und in Großformat wird das Leben und reichhaltige Schaffen des erfolgreichsten Schweizer Kinopioniers aufgezeigt. Mit ca. 150 farbigen Abbildungen! Daniel Stapfer (Eugen/Achtung, Fertig, Charlie) und Comic-Autor Benedikt Eppenberger haben ein Standardwerk geschaffen, was seinesgleichen sucht!"

Quelle: amazon.de

Meine Meinung: 

Das Buch habe ich vom Kollegen ausgeliehen bekommen. Erwin C. Dietrich war mir als Filmfan vor allem durch seine Jess Franco Zusammenarbeiten ein Begriff. Später durch seinen Verleih (Ascot, welches jetzt von seinen Nachkommen Ralph Dietrich und Karin Dietrich geführt wird - und auch ein Ex-Atlantis Chef Marzio Frei arbeitet für Ascot) und als ich dieses Jahr von seinem Tod erfuhr, guckte ich mir ihm zu Ehren einen Film an (siehe dieses Update). 

Das Buch ist sehr zu empfehlen! Sehr informativ, bietet schöne Bilder und Plakate (aber nicht nur) und ein wunderschönes Cover-Motiv (gezeichnet). Das Ganze ist sehr amüsant und locker geschrieben, so dass das Lesen viel Spass bereitet. Das ganze ist sehr gut und interessant recherchiert, so dass man als Fan viele Infos bekommt. Das ganze wird chronologisch (wie eine Biographie) erzählt und ist in diverse Kapitel gegliedert (z.B. Kapitel über die Franco Jahre etc.). 

Ich habe mir paar Infos notiert, welche ich nicht wusste oder welche mir zusagten: 

1. Dietrich hat den Film Seitenstrassen der Prostituation, obwohl die FSK Zenrusauflagen verordnet hat, trotzdem in Deutschland Uncut gezeigt, nachdem er der FSK zuvor eine zensierte Fassung vorlegte. So viel Mut muss man erst Mal haben! 

2. Dietrich hat ein Fake-Format, den Uraniascope, erfunden und in einigen Filmen "gebraucht" - so zu Lesen im Vorspann und/oder Plakat einzelner Filme (z.B. Die Nichten der Frau Oberst"). 

3. Die Hammer-Studios und Rogar Corman waren Vorbilder von Erwin C. Dietrich. 

4. Es gibt Einblicke in die Zensurgeschichte der Schweiz.

5. Über Jsss Franco sagte Dietrich, Zitat: "lebender Mythos und Abgott einer weltweiten Kultgemeinde". Wie wahr!

6. Dass Howard Vernon Schweizer ist und mit bürgerlichem Namen eigentlich Mario Lippert heisst, wusste ich nicht! Gehörte als Stammschauspieler zu vielen Filmen von Jess Franco!

7. Jess Franco hat das Treatment zu Frauengefängnis im Zug von Rom nach Zürich geschrieben, um es Dietrich fristgerecht vorlegen zu können. 

8. Lina Romays Ehemann gehörte auch zu den Franco Stammschauspielern (was mich überraschte, da Franco und Lina später ein Paar wurden). 

9. Dietrich musste wegen Ilsa vor Gericht. Teil 1 lief mit dem Titel Ilsa, die Hündinnen vom Liebeslager 7 in den Schweizer Kinos und wurde von 180'000 Schweizern gesehen! 

10. Auf die vier "Ilsa" Filme bezogen ein Zitat aus dem Buch s109: "So ausgleichend gerecht ist die Exploitation-Welt; ob in Deutschland, Lateinamerika, Saudiarabien oder der Sowjetunion: sadistische Lesben gibt es überall!". 

11. Das Bildnis der Doriana Grey soll Franco als Abschluss für Dietrich, quasi als Geschenk und ohne dessen Gelder, gedreht haben. Grund: Franco hat mit dem ersten Film (und Geld) für/von Dietrich heimlich zwei Filme realisiert, einen davon aber nur in Frabkreich veröffentlicht. Dietrich hatte daran keine Freude. Die Franco Filme für Dietrich, vor allem später zu DVD-Zeiten (die VIP Collection), sollte Dietrichs grösster finanzieller Erfolg gewesen sein.

12. Ein Franco Schauspieler für eine Dietrich Produktion wurde mit der RAF in Verbindung gebracht und tauchte unter.

13. Die Info, dass Evelyne Kraft mit einem "SB" (Shaw Brothers) verheiratet war, konnte ich nicht verifizieren. Vielleicht auch nur eine Redewendung, die ich nicht verstehe da Kraft in zwei Shaw Brothers Produktionen mitwirkte. Verheiratet war die Schweizerin laut Blick.ch später mit einem gewissen Felix Matthys. 

14. Dietrich zeigt Marketing Strategien der Franzosen auf: diese nahmen auch schon Mal einen Dietrich Film, haben im Vorspann einfach die Namen gewechselt und französiche Namen verwendet, um Dietrichs Film als ihren verkaufen zu können inklusive neuen Filmtitel. 

15. Richard Harris erhielt vertraglich ein Alkoholverbot während den Dreharbeiten zu The Wild Geese

16. An Die Wildgänse kommen soll Dietrich am meisten verdient haben (Kino).

17. Kommando Leopard war in der Schweiz ein grosser Erfolg - es gab viele Berichte zum Film und Dietrich. Mit: Klaus Kinski und dem Schweizer (ehemaligem Bobfahrer und Olympia Siger 1972) Hans Leutenegger. Letzterer wurde als "Burt Reynolds aus dem Thurgau" betitelt - da kommt mir der Vergleich Chan Sing - "Charles Bronson Asiens" in den Sinn (wurde immer im deutschen Eastern Lexikon so genannt). Kinski und Leutenegger haben für den Film viel Werbung gemacht. Unvergessen der ca. sechsminütige Auftritt 1985 im WWF Club wo Kinski keine Fragen beantwortet hat und, als das Interview vorbei war (das Moderator sagte Kinski in etwa, dass die sechs Minuten immer recht schnell vorbei sind), sagte Kinski: "Wir haben den Motor laufen lassen draussen im Auto". Kann man sich auf Youtube anschauen = "Klaus Kinski Interview (WWF Club 1985)" als Suchbegriff eingeben. 

18. Dietrich war immer gegen "Brutalos" und gegen (HC)Pornos. Bsp: Mad Foxes fiel für Dietrich unter die Kategorie Brutalos, auch wenn der Film ein ziemlich grosser Erfolg war.

19. Dietrich hat in der Schweiz die ersten zwei Multiplex Kinos gebaut - das Capitol (5 Säle) und später das Cinemax (10 Säle). Beide in Zürich. Der erste Film, der im Cinemax lief, war Cliffhanger

21. Nachdem Dietrich dem Sex-Geschäft abschwor und ein eigenes Kino hatte, gestattete sich die Zusammenarbeit mit anderen Anbietern als schwer. Man versuchte zunächst, Dietrich aus dem Geschäft zu mobben. Zitat aus dem Tagesanzeiger vom 12.12.83: "Lieber schliesse ich meine Kinos oder verkaufe sie, als dass ich mich mit Herrn Dietrich an einen Tisch setze. Das hat mit Stil zu tun". 

22. 1984 war Dietrich: Produzent, Verleiher und Kinobesitzer. 

23. Kitag hat gegen Dietrich geklagt: man wollte nicht, dass Dietrich in seinen Kinos Jurassic Park zeigen durfte - Kitag verlor die Klage. An seinem 75jährigen Geburtstag hat ein gesundheitlich angeschlagener Dietrich nach langem Kampf seine zwei Kinos an Kitag verkauft. 

Infos:

Autor: Daniel Stapfer, Benedikt Eppenberger

Herausgeber: Verlag Scharfe Stiefel

Sprache: Deutsch

Buchart: Gebunden

Anzahl Seiten: 198

Roman/Sachbuch: Sachbuch

Erwähnung: Am Ende gibt es noch eine Filmografie der Dietrich Produktionen und für das Vorwort zeichnete sich Jess Franco verantwortlich!

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