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Dienstag, 2. Oktober 2018

Antropophagus Review

Horroktober 2018 Spezial
Antropophagus

Story:

Touristen (u.a. Tisa Farrow) werden auf einer Insel von einem Kannibalen (George Eastman) gejagt…

Meine Meinung:

Antropophagus ist in Deutschland vor allem durch seine Zensurgeschichte bekannt. Der Film wurde in Deutschland zensiert und verboten. Szenen aus dem Film liefen im Free-TV zur besten Sendezeit (sogar einige der zensierten Szenen), nur um gegen «Brutalos» und Horrorfilme hetzen zu können. Traurige Szenen aus Deutschland. Auch in anderen Ländern erging es dem Film nicht besser (z.B. in England gehörte der Film auch zu den «Video Nasties»).

Solches Marketing war für Regisseur Joe D’Amato natürlich ein gefundenes Fressen, so wurde der Film weltweit bekannt und stiess bei Horrorfans aller Welt auf grosses Interesse. Nach einer erneuten Sichtung – die letzte ist über zehn Jahre her, komme ich zum Schluss, dass es schade ist, dass der Film oft nur auf seine Gewalt, die darüber hinaus auch nur vereinzelt in zwei-drei Szenen härter erscheint, reduziert wird.

Das hat Antropophagus nicht verdient. Heute fand ich den Film deutlich stimmungsvoller als in der Vergangenheit. Der Film spielt mit den Klischees des Horrorfilmes – man denkt, jederzeit schlägt der Man-Eater zu und dann wartet man trotzdem noch ab (à la Tanz der Teufel). Es dauert auch sehr lange, bis man den Mörder sieht. Oder dessen Jagd und Gewaltszenen. Da kommen schon fast Tierhorrorfilm-Motive zum Tragen, wie auch bei den Szenen im Meer zu Beginn und Ego-Shooter Perspektiven fanden schon damals statt und lange vor Maniac oder Hardcore Henry Einsatz im Kino. Der Film bietet stimmungsvolle, schöne und abwechslungsreiche Settings, die eine grossartige Atmosphäre heraufbeschwören. Zum Teil kann man dem Film Gothic-Elemente, die sich auch in jeder Hammer-Produktion gut machen würden, nicht absprechen.

Für die Wahl des «Man-Eater» (so der Titel in Deutschland) hat man bewusst den grossen George Eastman (2019: After the Fall of New York, Hands of Steel) genommen, der als Hüne perfekt in die Rolle passt. Dazu das zerzauste, verrückte Haar und Make-Up Maske – und fertig ist der irre Kannibale. Er spielte in vielen Ital. Filmen und Genres mit, auch oft im Horrorfilm, obwohl er das Genre eigentlich nicht mag. Die anderen Stars sind okay, aber mir bis auf Tisa Farrow (Zombi 2, The Last Hunter, Dokumentation Video Nasties: Moral Panic, Censorship & Videotape) unbekannt.

Bekannter ist Regisseur Joe D’Amato, vor allem mit seiner späteren Verbindung von Sex- und Horrorfilmmotiven. Er hat jeglichen Schund gedreht und jede noch so negative Kritik war ihm willkommen. Er drehte mit Grössen wie Klaus Kinski (Death Smiles on a Murderer), weitere Zusammenarbeiten mit George Eastman (Foltergarten der Sinnlichkeit), der hübschen Laura Gemser (Emanuelle and the Last Cannibals), Schmuddel-Schund (Papaya - Die Liebesgöttin der Cannibalen), starke Verbindung von Sex und Gewalt (In der Gewalt der Zombies), Absurd (die «Fortsetzung» zu Man-Eater) oder Caligula 2 - The Untold Story (Fortsetzung zu Caligula). Nebst Man-Eater und Absurd ist ausserdem noch Buio Omega aka Sado - Stoß das Tor zur Hölle einer der bekannteste Titel in Deutschland, da auch wegen Zensuren und Verboten betroffen.

Was die Effekte angehen, wurde gutgetrickst und sparsam gearbeitet (so kam z.B. auch ein totes Kaninchen zum Einsatz, welches als Fötus der schwangeren Frau herhalten musste). Die derberen Szenen lassen sich an einer Hand ablesen – eine 18er Freigabe sollte heute problemlos möglich sein. Ich würde Antropophagus auch nicht als Splatterfilm, sondern als Horrorfilm mit vereinzelten Splatterszenen bezeichnen. Reine Gore-Fans dürften so oder so enttäuscht werden, da der Film mit der Mehrheit der Effekte bis zum Finale zuwartet.

Fazit: Besser als in Erinnerung habend – vor allem was die stimmungsvollen Bilder und die Gruselatmosphäre angehen! Jedem Fan des Ital. Genre-Kinos zu empfehlen!

Infos:

O: Antropophagus

Italien 1980

R: Joe D'Amato

D: Tisa Farrow, George Eastman, Saverio Vallone, Serena Grandi, Margaret Mazzantini, Mark Bodin

Laufzeit der Ital. DVD: Ca. 87 Min.

Gesehen am: Jugendzeit / Review überarbeitet: 02.10.18

Fassungen: Mir lagen die Ital. DVD von Beat Records und die DVD aus Japan von SPO Entertainment vor. Zur Ital. DVD = Uncut, sehr gute Bild- und Tonqualität (Bildqualität auch für heutige Verhätlnisse noch immer sehr gut), Ital. Ton und englische Subs. Englisch Dubbed Fassung auch enthalten. Film gibt es inzwischen auch auf Blu-Ray in diversen Ländern - einige der neuen HD Master sind mir, im Vergleich zur alten DVD aus Italien, aber klar zu dunkel (Bildvergleiche, welche ich im Netz gesehen habe). Früher hat man Master, die zu dunkel waren (auch eine Art der Zensur), kritisiert, heute sind einige der neuen Master für meinen persönlichen Geschmack zu dunkel. Die DVD aus Japan steht als Sammelstück in meiner Sammlung (beim Kauf gab es die Ital. DVD damals noch nicht). Was Blu-Rays angehen würde ich die Severin nehmen (sehr hell) oder die Erstauflage aus England  (wobei: eher Severin). Die Neuauflage von 88 Films aus England ist z.T. so dunkel, dass man gar nichts erkennt.

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