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Sonntag, 30. Dezember 2018

Cannibal Holocaust Review




Webmaster mit Ruggero Deodato 2008 und 2012 am NIFFF

Cannibal Holocaust

Story:

Ein Reporter-Team, welches im Dschungel einen Dokumentarfilm drehen wollte, verschwindet spurlos. Ein Professor (Robert Kerman) macht sich mit einem Suchtrupp auf, die Verschwundenen im Dschungel zu finden. Man findet jedoch nur Leichen und die gedrehten Filme der Crew, welche Grauenhaftes beinhalten…

Meine Meinung:

Cannibal Holocaust ist der beste Film, der die kurze Ital. Kannibalenfilmwelle hervorgebracht hat. Der Film von Ruggero Deodato ist sozialkritisch und zeigt uns den zivilisierten Menschen als Bestie, bis die Dschungel-Völker zurückschlagen. Er hält der modernen Gesellschaft einen Spiegel hin und spielt mit Vorurteilen und Klischees. Daher bietet Cannibal Holocaust am meisten Klasse, Niveau und Anspruch im Gegensatz zu den anderen Kannibalenfilmen à la Eaten Alive, Cannibal Ferox oder Emanuelle and the Last Cannibals die meist nur unterhalten, Geld einspielen oder schockieren wollen.

Ausserdem muss Ruggero Deodato als heimlicher Erfinder des Found Footage Genre angesehen werden – das war nicht The Blair Witch Project, sondern kam schon in dem Kannibalenklassiker aus dem Jahre 1980 zum Tragen. Und genau dieses Detail kommt dem Film stimmungsvoll gut zu stehen und erhöht seine schockierende Intensität und Schlagkraft.

Der Film war gut gespielt, ernst. Man sieht einige bekannte Gesichter, die schon in anderen Kannibalenfilmen mitgewirkt haben. So z.B. der ehemalige Pornostar Robert Kerman, der Ende 2018 verstarb, spielte in Filmen wie Eaten Alive oer Cannibal Ferox mit. Auch sonst sah man ihn im Horrorgenre durchaus nicht selten (z.B. Die Nacht der Creeps). Perry Pirkanen, er spielt eines der verschwundenen Crew-Mitglieder, sah man auch schon in Cannibal Ferox oder anderen Italo Horror-Klassikern (z.B. City of the Living Dead). Wunderschön und ein grosses Plus des Filmes: der wunderbare Soundtrack von Riz Ortolani. Dieser war für viele Ital. Filme zuständig, wenn es darum ging, einen passenden Soundtrack zu kreieren (z.B. Betrachten wir die Angelegenheit als abgeschlossen, Orgie des Todes).

Was nebst der Ernsthaftigkeit, den stimmungsvollen Bildern, der rohen Intensität vieler Szenen, dem snuffartigen Doku-Film-im-Film Stil und dem Soundtrack für Entsetzen sorgte bzw. das Entsetzen verstärkte, waren auch die Spezialeffekte von Aldo Gasparri (mir ist er unbekannt, aber die Effekte sind sehr gut), der Snuff-Charakter (die Film-im-Film «Last Road to Hell» Sequenz zeigt echte Exekutionen) und leider auch die vielen Tier-Snuff-Szenen. Trauriger Höhepunkt dieser Ansammlung: Schildkröte! Daneben gibt es auch viele sexuelle Gewalt zu sehen. Das waren Szenen, an denen nicht alle Freude hatten. Voyeurismus pur!

Aber auch deshalb – und nicht nur seiner Qualität als Ganzes, ist der Film so berühmt und berüchtigt. Viele Zensuren, Verbote, aber auch Aufführungen an Filmfestspielen weltweit (am NIFFF) waren die Folge. Sogar vor Gericht musste Deodato antanzen (weil ihm echter Mord von Darstellern vorgeworfen wurde) und in Japan war der Film im Kino immens erfolgreich (nur E.T. war besser) und es gibt kaum Länder, in denen es keine reisserischen Covers und Bilder zum Film in Horrorfilmbüchern oder Medien (VCD, DVD, VHS, Laserdisc, Blu-Ray) gibt. Das soll schon was heissen – das hat Zeitgeistcharakter!

Fazit: Cannibal Holocaust ist ein Film, der sich unsterblich machte und eine der besten und anspruchsvollsten Arbeiten von Ruggero Deodato (Eiskalte Typen auf heißen Öfen) und der besten Kannibalenfilm aus Italien! Klassiker des Genres!

Infos:

O: Cannibal Holocaust

Italien 1980

R: Ruggero Deodato

D: Robert Kerman, Francesca Ciardi, Perry Pirkanen, Luca Barbareschi, Salvatore Basile

Laufzeit der US-DVD: 96:31 Min.

Gesehen am: Jugendzeit / Review überarbeitet am: 30.12.18

Fassungen: Mir liegen diverse DVDs vor (Italien, USA, 2x Japan), welche in der Sammlung bleiben, da originalvisiert von Regisseur Ruggero Deodato (zweimal an vergangenen NIFFF getroffen). Die beste Fassung ist die US-DVD von Grindhouse = Uncut, hervorragende Bild- und Tonqualität, Englischer Ton, viele exklusive Extras, Schuber. Gäbe es inzwischen auch als Blu-Ray. Wer gerne deutschen Ton braucht, muss zur XT-Video Fassung aus Österreich greifen.

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