The Chinese Boxer
Story:
Böse Japaner nehmen chinesische Kampfschulen auseinander und regieren neu vor Ort. Schüler und Meister werden getötet. Lei Ming (Jimmy Wang Yu) überlebt verletzt und schwört Rache an den Japanern (u.a. Lo Lieh, Chiu Hung, Chan Sing, Wong Chung, Wong Ching, Chen Kuan-Tai, Jason Pai Piao)…
Meine Meinung:
The Chinese Boxer ist ein Klassiker des HK- und Shaw Brothers Kinos. Nachdem der erste Superstar Hong Kongs, Jimmy Wang Yu, für die Shaw Brothers in grossartigen Filmen zu sehen war (Return of the One-Armed Swordsman, Golden Swallow, The Sword of Swords, The Assassin und vor allem The One-Armed Swordsman), nahm er 1970 zum ersten Mal auf dem Regiestuhl Platz und sorgte mit The Chinese Boxer bei den Fans für Glücksgefühle.
Umso erstaunlicher ist es, dass Jimmy Wang Yu danach bei den Shaw Brothers in Ungnade fiel, das Studio verliess, in Taiwan billige Eastern drehte (The Magnificent Chivalry, The Adventure, Showdown, The Fast Fists) bevor er bei der Konkurrenz anheuerte (Golden Harvest) wo er weitere Klassiker drehte (One-Armed Boxer, Beach of the War Gods, Seaman No. 7) um später weitere unabhängige Eastern zu drehen (Knight Errant, One Armed Swordsman Against Nine Killers, One-armed Boxer vs. the Flying Guillotine, The Deadly Silver Spear).
The Chinese Boxer ist sicherlich eine seiner besten Arbeiten, auch unabhängig davon, dass es eine seiner besten Arbeiten für die Shaw Brothers war. Der Film, in dem Jimmy Wang Yu nicht nur Regie führte und die Hauptrolle spielte, sondern auch für das Drehbuch verantwortlich war, lohnt durch extrem harte Kämpfe und eine typische Rache-Geschichte, in der die Japaner die Bösewichte sind. Die Japaner waren in Jimmy Wang Yu Filmen oft Unmenschen. Das Setting kam im Hong Kong Kino immer gut an – egal ob Bruce Lee (The Fist of Fury), Donnie Yen (Ip Man) oder Jet Li (Fist of Legend) - alle kämpften sie gegen böse Japaner.
Die Kampfszenen sind übertrieben blutig. Es tun sich Vergleiche mit The Street Fighter mit Sonny Chiba auf. Jimmy Wang Yu macht in den Action-Szenen eine gute Figur. Diese sind auch toll gefilmt und choreographiert und bis auf wenige Ausnahmen mehr realistisch angehaucht. Der Film sieht wunderschön aus. Das Budget und die Technik sind top – aber dies überrascht nicht, man hatte es schliesslich mit einer aufwändigen Shaw Brothers Produktion zu tun.
Optisch gibt es einige sehr schöne Momente. Gedreht wurde in Südkorea. Einzelne Szenen vor weisser, schneebedeckter Kulisse könnten direkt aus einem japanischen Samurai Film und/oder Italo Western stammen. Stark und ein Genuss fürs Auge! Da hat Jimmy Wang Yu filmische Vorbilder gut kopiert. Der Film, der in Deutschland den kultigen Titel Wang Yu - Sein Schlag war tödlich oder Wang Yu - Sein Schlag war immer tödlich bekam, wartet nebst Jimmy Wang Yu (My Son, Wu Xia) auch mit weiteren sehenswerten Darstellern auf:
Als Haupt-Bösewicht und starken Endgegner überzeugt einmal mehr Lo Lieh (The Black Magic with Buddha, Edge of Darkness, Black Belt Karate, Fatal Needles vs. Fatal Fists, Revenge of the Corpse, Oath of Death), der oft Bösewichte spielte und oft auch Japaner verkörperte. Er war seit The King Boxer bei den Shaw Brothers ein gefragter Mann und arbeitete auch in anderen Filmen mit Jimmy Wang Yu zusammen. Er überzeugt nur schon durch seine Anwesenheit und sein Charisma. Auch in den Action-Szenen macht er seine gute Figur. Als Verbündeter vor Ort überzeugt auch Chiu Hung, der perfekt in die Rolle des schmierigen Widerlings passt. Sehr Freude hatte ich an folgendem Trio, die allesamt als Bösewichte zu sehen sind und sie sich alle Kämpfe mit Jimmy Wang Yu liefern: Chan Sing (Rage of the Wind, The Iron-Fisted Monk, Tough Guy, Caged Beauties, The 72 Desperate Rebels, The Ape Girl), Wong Chung (Cop of the Town, The Turning Point, Spirit of the Raped) und Wong Ching (Murderer Pursues, Brothers from Walled City, Heroes Two, The Vampire Partner). An dessen Szenen hatte ich grosse Freude. In Mini-Auftritten sind zu sehen: Yuen Woo-Ping (mir nicht aufgefallen), Jason Pai Piso (Dito) und Chen Kuan-Tai (ca. 1-2 Sekunden zu sehen, bevor er überaus blutig von Jimmy Wang Yu getötet wird).
Solche sympathischen Gesichter und späteren Stars und Filmlegenden noch bis in die kleinsten Nebenrollen zu sehen, macht, spezifisch als Shaw Brothers und Hong Kong-Film-Fan sehr grossen Spass!
Fazit: Klassiker von Jimmy Wang Yu und Klassiker des Kung Fu Kinos!
Infos:
O: Long Hu Dou
HK 1970
R: Jimmy Wang Yu
D: Jimmy Wang Yu, Lo Lieh, Chiu Hung, Chan Sing, Wong Chung, Wong Ching, Chen Kuan-Tai, Jason Pai Piao
Laufzeit der HK-DVD: 85:46 Min.
Gesehen am: Vor 2006 / Review überarbeitet am: 23.04.20 / Sichtung der UK-Blu: Mitte Dez. 2024
Fassungen: Mir lag die HK-DVD von IVL/Celestial vor = Uncut, sehr gute Bild- und Tonqualität, O-Ton und englische Subs. Einziges Manko: neue Geräusche wurden hinzugefügt (Schläge, Schreie) was billig und zuweilen leicht nervend wirkt. Ob andere Fassungen auch davon betroffen sind (DVDs, Blu-Rays) ist mir nicht bekannt. In Deutschland Uncut von TVP (DVD) und ACME (Blu Ray) zu haben. Nachtrag Dez. 2024: Als ich vor vier Jahren die HK-DVD schaute, ärgerte ich mich über die offensichtlich neu dazu gemixten Soundgeräusche und Kampfschreie. Furchtbar. Daher die Disc verkauft und mir die UK-Blu-Ray geholt (von 88 Films) = HD Remaster from Original 35mm Negatives und Mandarin Mono 2.0. statt den 5.1 Upmix der HK-DVD (Celestial). Die Bild- und Tonqualität sind hervorragend. Nebst diversen Trailer und einem Audiokommentar gibt es zwei weitere Extras: in einem spricht David West über den Film. Das war ok, aber zu 90% weiss das der eingefleischte Shaw Fan schon. Das 2. Extra fand ich spannender: ein Interview mit Wong Ching, der im Film auch einen japanischen Schwertkämpfer spielt. Leider spricht er so gut wie nicht über den Film oder seine Rolle. Etwas schade. Er sprach in Englisch. Der Film nimmt eigentlich Bruce Lee und dessen Erfolg vorneweg: Jimmy Wang Yu schrieb das Drehbuch und führte Regie. Er verlässt den Swordplay/Wuxia Pfad und setzt auf Faustkämpfe und setzte damit neue Massstäbe, die später durch die erfolgreichen Bruce Lee Filme dazu beitrugen (plus durch King Boxer mit Lo Lieh), dass alle auf den Zug aufsprangen, bis Jackie Chan 1979 einen neuen erfolgreichen Stil entwickeln sollte (Old School Kung Fu Komödien). Jimmy Wang Yu lässt im Film japanische Samurai Motive und blutige Kampfszenen aufkommen. Ich mochte ihn als Helden und ich mochte Lo Lieh als Bösewicht. Nebst Wong Ching sehen wir in Nebenrollen (und noch sehr grün hinter den Ohren) Wang Chung und Chan Sing.
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