Story:
Flüchtlinge aus China (Moo Yuk-Fan, Hung Fung, Jenny Leung Jan-Lei) werden in Hong Kong von brutalen Menschenschmugglern (Chan Shen, Hung San-Nam, Wan Seung-Lam) gefangen gehalten, gequält, vergewaltigt, verkauft.
Meine Meinung:
Die Shaw Brothers haben nicht nur Kung Fu Filme gedreht. Sie drehten auch Musicals, Opern, Erotikfilme, (S)Exploitation-Werke (The Bamboo House of Dolls), James Bond Klone (Asia-Pol), Sci-Fi-Kaiju Klone (The Super Inframan), Komödien (The House of 72 Tenants), internationale Zusammenarbeiten (The Legend of the Seven Golden Vampires) und auch in Sachen Horror waren sie sehr motiviert (Black Magic 2).
Lost Souls, der in Deutschland verboten ist und den legendären Titel «Frauen im Foltercamp» trägt, ist eine weitere Arbeit der Shaw Brothers, die nicht dem Kung Fu Genre zuzuordnen ist. Von einem typischen WIP-(S)Exploitation-Film möchte ich an dieser Stelle nicht sprechen, auch wenn der Film dafür sämtliche Register zieht und viele Szenen inne hat, die man auch dem WIP-Genre zuordnen könnte (nur ernster, dramatischer, tabubrechender, grausamer = männliche Vergewaltigung, Kinder unter den Opfern, Nihilismus…).
Lost Souls würde ich als sozialkritische Note und als ernstes, düsteres, hartes Flüchtlings-Drama ansehen. Der englische Titel, «Lost Souls», ist Programm. Alle Figuren im Film, egal ob die Opfer und Flüchtlinge, oder die Menschenschmuggler und Bösewichte, sind alle, in der ein oder anderen Form, verlorene Seelen. Regisseur T. F. Mou Tun-Fei, der Ende Mai 2019 (25.05.19) verstarb, und ihm zu Ehre gab es diese Neusichtung (1. Sichtung ist lange her – war noch zu meiner Jugendzeit), griff, um dem Film mehr Authentizität zu verleihen, fast ausnahmslos auf No Names und Amateure zurück, statt auf bekannte Shaw Brothers Stars zu setzen. Dies hat sich ausgezahlt.
T. F. Mou Tun-Fei war für zwei Filme berühmt berüchtigt, wurde deswegen oft zu Unrecht in die Exploitation Ecke abgeschoben: Men Behind the Sun und The Black Sun – The Nanking Massacre. Daneben hat er noch eine Episode für die Shaw Brothers «The Criminal» Reihe gedreht (nämlich The Teenager's Nightmare für The Criminal Part 5), drehte eine Kung Fu Film für die Shaw Brothers (den eher doch nur durchschnittlichen A Deadly Secret) und später den Horror-Beitrag Haunted Tales (leider keine Kuei Chih-Hung Qualitäten) ehe er sich später wieder mehr dem ungemütlichen Kino zuwandte (Trilogy of Lust – mit grafischen Sex-HC-Szenen beinhaltend).
Interessant ist, dass er noch paar andere Titel gedreht hat, welche mir unbekannt sind - Bank-Buster (1978), Who Killed My Killers!? (1980), Young Heroes (1983), welche nun auf meine Wunschliste landen. Lost Souls, der mit Chan Shen wohl den einzigen wirklichen Shaw Brothers Star in einer Hauptrolle präsentiert, ist diabolisch fies. Das gilt für den ganzen Film: humorlos, ernst, düster, hoffnungslos, nihilistisch, ultrafies, ultraböse. Viel Respekt an alle Beteiligten und ihren mutigen Darbietungen in diesem Film!
Einziges Manko: nur das Ende selbst hätte anders verlaufen können – irgendwie fieser, böser wäre da passender gewesen und vor allem konsequenter.
Fazit: Für Kung Fu Shaw Brothers Fans NICHT zu empfehlen – wer die anderen Filme von T. F. Mou Tun-Fei kennt (Men Behind the Sun und Co.), weiss in etwa, auf was er sich mit Lost Souls einlässt…
Infos:
O: Da She
HK 1980
R: T. F. Mou Tun-Fei
D: Moo Yuk-Fan, Hung Fung, Jenny Leung Jan-Lei, Chan Shen, Hung San-Nam, Wan Seung-Lam
Laufzeit der HK-DVD: 89:49 Min.
Gesehen am: Jugendzeit / Review überarbeitet: 01.06.19
Fassungen: Mir lag die HK DVD von IVL vor = Uncut, erstklassige Bild- und Tonqualität, O-Ton und englische Subs vorhanden. In Deutschland bisher nur zensiert auf VHS zu haben (Stand: Juni 2019). Hingegen gibt es über Österreich von Shosk (früher Japan Shock) eine Uncut Blu mit deutschem Ton- statt O-Ton Kantonesisch soll das Ding jedoch ohne O-Ton vorliegen, sondern nur Dubbed in Mandarin.