All the Gods in the Sky
Story:
Der 30jährige Fabrik-Arbeiter Simon (Jean-Luc Couchard) lebt zusammen mit seiner behinderten Schwester Estelle (Melanie Gaydos ) auf dem Land. An dem Zustand seiner Schwester ist Simon schuld, als es, als beide jünger waren, zu einem Unfall beim Spielen kam (durch Revolverschuss). Simons Gewissen wird von Depressionen und Schuldgefühlen aufgefressen. Seit Simon ein Jugendlicher ist, ist er überzeugt, Signale von einer anderen Welt zu erhalten. Simon ist überzeugt, dass diese seine Schwester und ihn retten werden…
Meine Meinung:
All the Gods in the Sky ist der bisher beste Film am NIFFF 2019 der sogar auf der Wunschliste landet! Nach fünf Tagen der erste NIFFF Film, den ich auch in die Sammlung aufnehmen werde. Es handelt sich um einen schrägen, speziellen Film, den man mehrfach schauen sollte, um neue Details zu erfahren. Man kann dem Film sogar Arthouse-Elemente unterstellen und der Film hat mich gefesselt und war in seiner Radikalität intensiv und interessant.
Inhaltlich wusste ich nur wenig und der Film stellt das Regiedebüt von Regisseur Quarxx dar. Und für ein Regiedebüt ist der Film mehr als gelungen. Bei Quarzz dürfte es sich um einen Künstlernamen (?!) handeln. Mehr Hintergründe zum Regisseur kenne ich nicht.
Der Film hat inhaltlich zunächst etwas von Save the Green Planet und somit hält sich eine Spannung aufrecht. Spinnt Simon oder werden er und seine behinderte Schwester Estelle, um welche er sich kümmert, von einer höheren Macht und/oder Aliens gerettet?
Die Spannung hält lange an und das Ende ist, diesbezüglich offen bzw. unklar. Man kann mutmassen und das wird nicht jedem Zuschauer gefallen. Es gibt einige Nebenplots und Figuren, die für sich gesehen mit der Hauptgeschichte nichts zu tun haben und diese, nüchtern betrachtet, auch nicht weiterbringen und/oder für diese wichtig sind.
Aber auch diese Szenen könnten eventuell bei wiederholtem Schauen Aufschlüsse oder neue Details verraten, die vielleicht doch wichtig sind für die Geschichte…deshalb freue ich mich schon jetzt, den Film ein 2. Mal zu sehen.
Die Darsteller sind durch die Bank überzeugend und glaubhaft. Melanie Gaydos, welche die «Behinderte» spielt, leidet an der gleichen Krankheit wie Michael Berryman (The Hills Have Eyes) und war daher die perfekte Wahl, die ans Bett gefesselte und kognitiv beeinträchtige Schwester zu spielen. Mutige Leistung. In dieser Hinsicht (Pflegefall) gibt es auch ungeschönt einige Szenen zu sehen, die Personen, die nicht aus dem Pflegeberiech kommen, z.T. anekeln könnten.
Interessante Nebenplots, die für die Story relevant sind, sind der Arbeitsplatz von Simon (und wie er sich dort verhält) und die Tatsache, dass man seine Wohnung und Pflege von extern überprüfen lassen will, um ggf. die Pflege selbst und nicht mehr durch Simon durchzuführen zu lassen (was er natürlich nicht will).
Der Film ist allgemein technisch gut gemacht, spannend, stimmungsvoll (immer wieder werden Flashbacks von Planeten, der Sonne, dem Weltall etc. gezeigt, um die «Save the Green Planet» These aufrechtzuerhalten), schön gefilmt und hier und da trotz allem auch schwarzhumorig (wobei es sogar Szenen gab, wo niemand lachte, da so grotesk und/oder verstörend).
Fazit: Radikales Kino wie es nur aus Frankreich kommen kann! Film, mit offenem, unklarem Ende und vielen Hinweisen/Details/Symbolen/Nebenplots/Figuren, der sich sicherlich lohnt, mehrfach geschaut zu werden um neue Verknüpfungen und Links zu entdecken!
Infos:
O: Tous les dieux du ciel
Frankreich 2018
R: Quarxx
D: Jean-Luc Couchard, Melanie Gaydos, Zelie Rixhon, Thierry Frémont, Albert Delpy
Laufzeit der Originalversion: Ca. 110 Min.
Gesehen am: NIFFF 2019
Fassungen: Gesehen am NIFFF im O-Ton mit englischen Subs. Es gibt noch keine DVD/Blu-Ray und/oder eine deutsche Fassung (Stand: Juli 2019). Nachtrag 14.04.23: Inzwischen liegt mir die franz. Blu-Ray von Extralucid Films vor = Uncut, O-Ton, englische Subs, erstklasige Bild- und Tonqualität. Im Digipack sind eine Blu-Ray (Film), eine DVD (Film) und Bonus (DVD) enthalten.