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Donnerstag, 6. Juli 2023

5. NIFFF Tag

Der 5. NIFFF Tag war, um es kurz zu machen, relativ enttäuschend und eigentlich Zeitverschwendung. Der Tag startete in Bern bewölkt, düster, dunkel und mit Regen. Viel Regen! Zwar sollte dann in Neuchatel genau das Gegenteil sein (sehr warm und Sonne), aber das hat den Tag nicht sonderlich besser gemacht. Am Mittag habe ich meine Wunschliste auf oldcine.co.kr erweitert, habe ein Paket entgegengenommen und einen Film geschaut. Ich bekam aus Schweden ein holländisches Betamax: China Zwaard En Vuist! Dabei handelt es sich um den Wang Yu Film Boxers of Loyalty and Righteousness aka Shogun Saints. Den müsste ich als UK-VHS haben, finde es aber nicht mehr.



Der Vorteil der holländischen Fassung nebst dem wunderschönen Cover-Artwork ist die Tatsache, dass die Fassung sogar in Mandarin ist! Die Version sah ich vor drei Jahren auf einer FB-Auktion, aber als VHS und mit beschnittenem Cover. Damals ging es für 185 Euro weg. Meine Ausgabe hat nun ca. 50 CHF gekostet. Cool!

Was ich heute Mittag geschaut habe? Shaolin Drunkard als US-VHS = erstmalig die O-Ton (mit Subs) Fassung gesehen. Zwar noch immer 1,33:1 Bildformat und hier und da zu dunkel, aber der kommt im O-Ton schon einfach besser als im grauenhaft schlechten Englischen Dub. Hat Spass gemacht! Fantasy-Elemente, coole Kämpfe (Eddy Ko) und coole Monster/Effekte (der Frosch, Eddy Ko als Marionettenspieler). 


 

Und: Shaolin Drunkard war bei weitem der beste Film am heutigen Tag! Leider haben nämlich beide Filme, welche ich später am NIFFF sah, enttäuscht. The Abandoned, der total ausverkauft war, hat nicht überzeugt. Ich wurde auch müde, da superheiss im Kinosaal. Und Raging Grace, vom Regisseur vorgestellt, war noch schlechter. Hatte fast 15 Minuten Verspätung und um ein Haar hätte ich meinen Zug verpasst. Daher und vor allem, weil ich den Film nicht mochte, nahm ich nach der Sichtung nicht am Q&A Teil. Ich hoffe, dass die Filme morgen besser sein werden! 

 

Raging Grace Review

 
NIFFF 2023 Spezial

Raging Grace

Story:

Die sich illegal in England aufhaltende philippinische Mutter Joy (Max Eigenmann) sucht in England für sich und ihre Tochter Grace (Jaeden Paige Boadilla) eine neue Zukunft. Sie arbeitet führt Reinigungs- und Pflegearbeiten aus. Als sie die Chance bekommt, die Betreuung des scheinbar schwerkranken, sterbenden Mr. Garrett (David Hayman) zu übernehmen, sieht sie ihre Chance gekommen, um genug Geld für ihre Zukunft zu sichern. Doch mit Mr. Garretts Nichte Katherine (Leanne Best) stimmt etwas ganz und gar nicht…

Meine Meinung:

Die oben genannte Inhaltsangabe wurde nach der Sichtung am NIFFF angepasst. Zum Film gibt es aktuell noch kein offizielles Cover wie auch keinen Trailer. Ich hatte mir von Raging Grace etwas Anderes versprochen. Ich erwartete, dass eine Filipina die terminale Pflege eines Mannes übernimmt und erhoffte mir dann eine schaurige, spannende und stimmungsvolle Geister-Geschichte. Pustekuchen!  

Der Film ist eine Art Holzhammer-Sozialkritik an der Ausnutzung von philippinischen Immigranten in England (wusste gar nicht, dass diese früher England angesteuert haben, hätte jetzt mehr an Länder wie Hong Kong gedacht) am «bösen weissen alten Mann» und den «reichen Einheimischen». So könnte der, ich muss es zugeben, im Verlauf mehr wirre als klare Plot, von Raging Grace lauten. Ich war erstaunt, wie gut der Film z.B. auf Letterboxd wegkommt. Aber vielleicht wollte sich auch niemand Rassist schimpfen lassen und den Film, immerhin scheinbar die erste englisch-philippinische Filmproduktion, kritisieren. Ich weiss es nicht. Der Plot beginnt zunächst gut, trotz meiner falschen Erwartungen. Aber mit der Zeit wird es immer unglaubwürdiger und wechselhafter.

Zudem fehlt es dem Film auch am nötigen Kleingeld. Die Effekte im Finale z.B. (mit dem Feuer) sind einfach nur erbärmlich schlecht. Die Wandel von Katherine und Mr. Garrett sind oberflächlich und kompliziert. Es scheint so, als sind Joy und ihre total nervige Göre von Tochter, einfach zwischen die Fronten geraten. Einiges wird dann auch gar nicht mehr erklärt. Eine echte Spannung oder gruselige Stimmung sind nie vorhanden.Der Humor ist zwar lustig, aber passt nicht zum ernsten/dramatischen Hintergrund.

Und was ich mich gefragt habe, ist folgendes: Graces Vater scheint ja, so wie es die Schlussszene nach dem ganzen Happy End Quatsch mit Tränendrüsen und so, verdeutlicht, ein Einheimischer (Engländer?) zu sein. Hätte da Grace und Joy nicht Anspruch im Land zu bleiben? Warum der ganze Stress mit der illegalen Arbeit und den Geldbetrag für Dritte? Das hätte ich Regisseur Paris Zarcilla nach der Sichtung im Q&A fragen können, hatte aber keinen Bock und Zeit, da in zehn Minuten mein Zug fuhr.

Fazit: Dank dem letzten Viertel (schon fast unfreiwillig komisch) zusammen mit Consecration und In My Skin der bisher schlechte NIFFF Film an diesem Jahr (noch hinter Consecration, da ich mich auch genervt habe beim Schauen…)!

Infos:

O: Raging Grace

Großbritannien 2023

R: Paris Zarcilla

D: Jaeden Paige Boadilla, Max Eigenmann, Leanne Best, David Hayman

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 99 Min.

Gesehen am: NIFFF 2023

Fassungen: Am NIFFF 2023 gesehen im O-Ton. Eine DVD/Blu-Ray/UHD ist noch nicht angekündigt (Stand: Juli 2023).

The Abandoned Review

 
NIFFF 2023 Spezial
The Abandoned

Story:

Polizistin Ace (Janine Chang), die nach dem Suizid ihres Partners selbst suizidgefährdet ist, ermittelt mit Newbie Wilson (?) an einer Mordserie an Immigranten…

Meine Meinung:

The Abandoned ist ein taiwanesischer Krimi mit (zu) viel Drama, zu viel Seven Vibes, zu wenig Originalität, zu wechselhaftem Ton (Figur Wilson wird als tollpatschiger Sidekick eingeführt) und einer Spur Sozialkritik an der Ausnutzung von Wanderarbeitern (die natürlich alle Sprachen von Mandarin bis zu Thai. und Indonesisch beherrschen). Der Film startet mit einem englischen Schnulzen-Song (Flying Pickets - Only You) – was gar nicht mein Fall war (im späteren Verlauf wird es im Film erneut zu hören sein).

Ich bin mir anhand von Reviews in Chinesischer Sprache nicht ganz sicher, ob es sich um eine Serien-Verfilmung handelt. Ich habe nichts gegen Krimis, aber was The Abandoned angeht wäre deutlich mehr möglich gewesen. Der Film ist relativ lahm und fesselt wenig. Eine Spannung ist nur kurz gegeben. Durch den Humor, die Charaktere (zu viel Drama) und Unglaubwürdiges mag der Film nicht so recht überzeugen. Mich hat der Film und auch die Charaktere nicht abgeholt. Nicht berührt. Am besten waren noch die Immigranten.

Janine Chang, die Polizistin Ace spielt, will sich am Anfang des Filmes erschiessen. Suizid, da sich auch ihr Partner erschossen hat und sie das Trauma nicht überwältigt hat. Von Teens, die zum Neujahrsfest aber flüchten, weil sie eine Leiche gefunden haben, wird sie in ihrem Tun gestört. Sie macht es sich zum Ziel, den Fall zu lösen. Ihr Chef weiss über ihre Labilität Bescheid und behält sie dennoch im Dienst und stellt ihr sogar noch einen weiblichen Rookie mit Männername (Wilson) zur Verfügung, was später revidiert wird, da zwei Frauen leichte Beute für die Bösewichte sind.

Das Verhalten der Figuren ist teilweise wirklich dämlich. Da hat Ace, die sich nach ihrem Suizidversuch knallhart gibt und alles sofort weiss, den Killer an der Angel. Was tut sie? Sie schiesst ihrem Buddy ins Bein, wirft dessen und ihr Handy weg und fährt zusammen mit dem Killer zu einem unbekannten Ort, wo ggf. noch ein Opfer wartet. Und dort wird sie dann eingeschlossen. Selten dämlich und vor allem einfach unglaubwürdig. Was zunächst interessant beginnt, den Opfern fehlt je ein Finger und das Herz wurde entfernt, wird zu einer simplen Geschichte und zu einem unspektakulären Motiv. Von wo der Mörder medizinische Fachkenntnisse hatte, wird übrigens nie erwähnt. Interessant ist, dass auf Letterboxd die Mehrheit der schlechten Reviews von Asiaten stammt!

Fazit: Ein Film ohne Hand und Fuss!

Infos:

O: Cha wu ci xin

Taiwan 2022

R: Ying-Ting Tseng

D: Ethan Juan, Chen Wei-min, Janine Chang

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 128 Min.

Gesehen am: NIFFF 2023

Fassungen: Am NIFFF 2023 gesehen im O-Ton mit englischen Subs. Eine DVD/Blu-Ray/UHD ist noch nicht angekündigt (Stand: Juli 2023).