Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 23. Mai 2024

Dangerous Encounter - 1st Kind Review

Mit Claudio Simonetti am Brugggore Filmfestival 2024, wo die DVD signiert wurde

Dangerous Encounter - 1st Kind

Story:

Die drei Jugendlichen Paul, Loong und A Kao (Albert Au Shui-Keung, Lung Tin-Sang, Paul Che Biu-Law), die im Kino eine Explosion produzieren, werden von Wan-Shu (Lin Chen-Chi) erpresst und animiert, sich an diversen Straftaten zu beteiligen. Wan-Shus älterer Bruder (Lo Lieh) ist Polizist und ahnt nichts von Wan-Shus krimineller Energie. Als die Bande ausländischen Söldnern (u.a. Pierre Tremblay, Bruce Baron) in die Quere kommt, eskaliert die Situation…

Meine Meinung (Director's Cut Fassung):

Aka Dangerous Encounter of the First Kind. Aka Don't Play With Fire. Tsui Hark (The Master, Police Assassins) hat die Messlatte nach seinen Erstlingswerken The Butterfly Murders sowie Wir kommen und werden euch fressen hoch angesetzt. Auch sein dritter Spielfilm als Regisseur vermag zu überzeugen und lässt die schon tollen Vorgänger nochmals um ein kleines Bisschen übertreffen. Ich kenne, wie oben bezeichnet, nur seine Urfassung, den Director's Cut. Leider liegt dieser zu 90% nur mit franz. Untertiteln vor und die ehemals zensierten Szenen haben eine schlechte Bildqualität. Dem Plot kann man aber problemlos folgen, auch wenn man nicht alle Dialoge versteht.

Der Film soll, nachdem er an der Berlinale lief, im Heimatland für Kontroversen gesorgt haben: Kriminelle Jugendliche, Aufruf zur Gewaltbereitschaft und Angst vor Nachahmung, Rassenprobleme (im Film spielen ausländische Söldner eine Rolle), Gewalt (z.T. auch echte Gewalt gegen Tiere). Das war zu viel, so dass der Film entschärft und mit neu gedrehten Szenen und Sub-Plots (John Shum kommt z.B. im DC nicht vor) «entschärft» wurde. Die HK-Kinofassung habe ich bis zum heutigen Tag nicht gesehen. Die reizt mich auch gar nicht.

Dangerous Encounter - 1st Kind hat die 3. Sichtung bestanden. Der Film ist in meinen Augen der wohl beste und wichtigste Film des Regisseurs. Die New Wave Vibes knallen sich richtig schön rein. Der Film ist humorlos, düster, gewalttätig, hoffnungslos, zynisch, deprimierend und wartet auch mit einem entsprechenden Finale auf. Die soziale Situation (Unruhen bei Jugendlichen, Proteste) werden authentisch in den Plot integriert. Im ganzen Film gibt es nur Opfer und alle haben zu leiden: egal ob die Jugendlichen, die Söldner, die Polizisten, Tiere oder die Gesellschaft. Die 1. Filmhälfte ist die ruhigere. Dennoch überzeugt auch diese. Die Figuren werden dort eingeführt.

Die Stimmung ist aber von Beginn an bedrückt, nihilistisch und brutal, wenn schon im Vorspann, wie es aussieht, eine echte Maus mit Nägeln gequält wird. Auch die Szene mit der Katze ist fies und unschön, und, ggf. echt. Wer Mühe hat, wenn Tiere leiden, sollte einen guten Schutzschild haben, wenn er den Film schaut. Dazu kommt das hervorragende, eiskalte Schauspiel der jungen Stars wie Lin Chen-Chi und den drei Jungs Albert Au Shui-Keung (steuerte auch Songs zum Film bei nebst gestohlener Musik von Goblin aus Dawn of the Dead), Lung Tin-Sang (arbeitete ein Jahr zuvor schon in We're Going to Eat You mit Tsui Hark zusammen) sowie Paul Che Biu-Law (Toothless Vampires). Perfekte Wahl für diese rebellischen, soziopathischen und beeinflussbaren Charaktere des Filmes.

Lin Chen-Chi (Heaven and Hell) war eine weitere Shaw Brothers Entdeckung. Trotz grossem Erfolg von Dangerous Encounter - 1st Kind hat sie ihre Schauspielkarriere Mitte der 80er Jahre beendet. Schade (aber immerhin für eine Steakhouse-Kette, dessen Boss sie sein soll). Bekannte Name, welche im Film zu sehen waren, sind Ray Lui (Fatal Termination, Guns of Dragon) in einer Nebenrolle und Shaw Brothers Legende Lo Lieh (Killer from Above, Executioners from Shaolin). Er spielt den grösseren Filmbruder von Lin Chen-Chi und einen Polizisten und Elternersatz. Die «Söldner» sah man später auch in anderen HK-Filmen wie Dragon Force, Men from the Gutter, A Better Tomorrow oder Angel Terminators. Lo Liehs Schauspiel war intensiv, wechselhaft und toll.

Fazit: Der wahrscheinlich beste Film von Tsui Hark. Ein nihilistisches Meisterwerk!

Infos:

O: Dai Yat Lui Ying Aau Him

HK 1980

R: Tsui Hark

D: Lo Lieh, Albert Au Shui-Keung, Lung Tin-Sang, Paul Che Biu-Law, Pierre Tremblay, Bruce Baron, Ray Lui

Laufzeit der franz. DVD (DC): 95:10 Min.

Gesehen am: Vor 2006 / Neusichtung: 10.03.24

Fassungen: Mir liegt die franz. DVD von HK Vidéo vor (Tsui Hark Box). In dieser sind auch The Butterfly Murders sowie We're Going to Eat You enthalten. Dangerous Encounter - 1st Kind liegt auf der 1. Disc in der Hong Kong-Kino-Fassung vor (= gibt es in Deutschland um Handlung zensiert als Söldner kennen keine Gnade auf VHS) und auf der 2. Disc liegt der restaurierte Director's Cut vor. Dies ist die bisher weltweit einzige Fassung dieser Version. Ehemals zensierte Szenen stammen von einer VHS (die Tsui Hark persönlich dem Label zur Verfügung gestellt haben soll) und sind in Kantonesisch mit englischen und chinesischen Subs. Die Bildqualität ist schlecht. In der HK-Kino-Fassung fehlt Handlung (Jugendliche Charaktere die strafbaren Handlungen begehen = man hatte Angst vor Nachahmung), Tiersnuff (mehr unschöne Szenen gegen Mäuse), weniger Lo Lieh (zensiert da schlechtes Image der Polizei), z.T. alternative Szenen mit den Söldnern (man fürchtete sich vor Fremdenhass). In der Kinofassung wurde daher nicht nur zensiert, sondern auch extra neues Material gedreht (John Shum als Detektiv als Sub-Plot etc.). Als Bonus gibt es noch ein lange Doku über die Entstehung und die Zensurgeschichte des Filmes und auch Tsui Hark kommt dabei zu Wort. Im Sommer 2024 (12.06.24) wird Spectrum Films vom Film (Kinofassung und DC) eine Blu-Ray spendieren. Von einem neuen 2K Master. Das dürfte für die HK-Kinofassung gelten. Ob die Szenen des DC in einer besseren Qualität auftauchen, ist fraglich. Die Disc wird keine englischen Subs haben. Man darf dennoch gespannt sein, wie sich der DC der Blu-Ray im Vergleich zur alten HK Vidéo DVD schlagen wird. Die Fassung lief an Filmfestspielen (die Kinofassung). Das Master soll z.T. sehr dunkel sein.