Suspiria
Story:
Berlin 1977:
Tänzerin Susie Bannion (Dakota Johnson) besucht eine berühmte Tanzschule, die jedoch in Wahrheit von diversen Hexen (u.a. Tilda Swinton) geleitet wird. Susie kommt den Hexen gerade recht. Man plant, mit ihr Mutter Markos (wieder: Tilda Swinton) zum Leben zu erwecken, wobei dieser Gedanke die Meinungen der Hexen spaltet. Derweil untersucht Dr. Josef Klemperer (wieder: Tilda Swinton) die Ereignisse an der Schule, da Susies Vorgängerin Patricia (Chloë Grace Moretz) nicht nur eine Tänzerin der Schule war und jetzt verschwand, sondern auch bei Dr. Josef Klemperer Patientin war. Und dieser ist im Besitz der Tagebücher und geht den Ereignissen rund um die «Hexen» nach…
Meine Meinung:
Remake des Horrorklassikers Suspiria von Dario Argento, an dessen Qualität Luca Guadagninos Film, durch Amazon produziert, zu keiner Sekunde heranreicht. Das war mir im vornerein bewusst und das habe ich auch nicht erwartet. Ich war trotzdem gespannt auf den Film und besuchte sogar für ein Wochenende Deutschland, da der Film in der Schweiz nicht in den Kinos läuft.
Und leider hat sich dieser Aufwand nicht gelohnt – der Film war weitaus schlechter, als ich es erwartet hätte. Das – jedoch nur wegen den letzten 30 Minuten des Filmes. Alles was vorher war, war solide und für einmal schauen okay – aber das Finale des Filmes war einfach nur schlecht.
Der Film unterscheidet sich inhaltlich nur wenig vom Original – erst am Ende werden paar Überraschungen aus dem Ärmel geschüttelt, die nicht vorhersehbar sind aber halt auch sehr konstruiert wirken (plus auch der Wandel von einigen Figuren und ihr Schauspiel). Ob diese gefallen sind Geschmackssache. Und der Ort wurde verschoben – die Story spielt nun in Berlin und es kommen nebst Genderaspekten auch viele politische Themen im Film vor, welche Realismus vorgaukeln sollen, die man aber z.T. zugunsten einer kürzeren Laufzeit hätte weglassen können (gilt auch für diverse Rahmenhandlungen).
Der Film bietet storytechnish für 152 Minuten sehr wenig, zumal die Ausgangslage schon im ersten Viertel erklärt wird (dass es Hexen sind und man Susie für ein Ritual braucht, daraus wird kein Geheimnis gemacht). Dass andere Figuren aber so versessen darauf sind, herumzuschnüffeln und über alles Bescheid wissen (Dr. Josef Klemperer) fand ich störend und gefiel mir nicht.
Grottenschlecht, peinlich und unfreiwillig komisch war das gesamte Finale, welches den Film schlechter macht, als er sonst wäre. Hier stimme ich zu: als Zuschauer weiss man nicht, ob man weinen oder lachen soll. Das war wirklich unfreiwilliger Trash. Dazu kommt, dass die Kameraführung und Effekte im Finale absolut billig und haarsträubend schlecht inszeniert waren (in einem englischsprachigen Review ist sogar die Rede von The Burning Moon Vergleichen*).
*Zitat aus dem Review: "It's also an extravaganza of terrible-looking effects and smeary frame rate that looks like it was inspired by the german shot-on-video horror entry The Burning Moon,..."
Durch die bescheuerte Kameraführung (soll wohl kunstvoll sein, immerhin ist Regisseur Luca Guadagnino schliesslich ein Arthouse Regisseur) wurden die billigen Effekte zu kaschieren versucht. Der Wandel von Figuren und ihren Handlungen sowie Dialoge im Finale waren unglaubwürdig und unrealistisch, zudem in diesen Szenen auch schlecht gespielt. Da wollte der Regisseur definitiv zu viel – hier wäre weniger mehr gewesen. Allerdings gab es schon zuvor vereinzelt solche komischen und unpassenden Szenen (die Penis-Szene um den Polizisten) und/oder später sogar richtig schwarzen Humor zu sehen, was nicht zum Film passte.
Abgesehen davon ist der Film, der à la Quentin Tarantino Filme in diverse Kapitel unterteilt ist, technisch gut gemacht. Allerdings ist die Optik genau das Gegenteil von Dario Argentos Meisterwerk: kaum Farben, keine Farbenspiele, sondern Dauerregen à la Sieben, Beton, Grautöne und düstere, depressive Farben herrschen vor. Der Film wirkt blass und wer Farben à la Argentos Werk erwartet, wird bitter enttäuscht. Es lohnt sich auch nicht, den ganzen Abspann über sitzen zu bleiben. Danach kommt zwar noch eine Szene, die aber nichtssagend ist.
Das gleiche Trauerspiel gilt zum Teil für die Musik: mehr als nur einmal gefällt diese nicht, wirkt unpassend und deplatziert – als grosses Negativbeispiel diesbezüglich gilt der Soundtrack im Vorspann zum Film. Sehr schade! In anderen Szenen hingegen war die Musik passend und sehenswert – so verkommt z.B. die Tanz-Szene (Aufführung) vor dem Finale zu einem der raren Highlights des Filmes (nebst dem "Mord" im Spiegelraum und den Alptraum-Visionen von Susie).
Darstellerisch war der Film meist stark (mit Ausnahme im Finale, da haben einige Darsteller ihr Niveau nicht mehr halten können) – sowohl die jungen Mädels als Tänzerinnen (Ausnahme: Chloë Grace Moretz, da nervendes Overacting) wie auch die Hexen-Darstellerinnen agierten überzeugend und spielten sehr gut. Allen voran Tilda Swinton (Okja) in einer 3er Rolle – hier spielte nur in deutsche Sprachfassung nicht mit, da im Original sehr viel Deutsch gesprochen werden soll. Die Stimme von Dr. Josef Klemperer in der deutschen Fassung war auf jeden Fall grottenschlecht, konnte man sich kaum anhören. Kann im Original nur besser sein.
Fazit: Besser Dario Argentos Suspiria schauen, statt dieses schwache Remake eines total überbewerteten Arthouse Regisseurs!
Infos:
O: Suspiria
Italien, USA 2018
R: Luca Guadagnino
D: Dakota Johnson, Tilda Swinton, Chloë Grace Moretz, Mia Goth
Laufzeit der Kinofassung: Ca. 152 Min.
Gesehen am: 17.11.18 (Kino Freiburg im Breisgau)
Fassungen: Läuft in der deutschen Kinos Uncut (FSK16). Der Film hat keinen Schweizer Kinostart. In Freiburg im Breisgau im Kino Harmonie geschaut (Synchro Fassung). Die deutsche DVD / Blu Ray soll am 29.03.19 erscheinen.