Kinski – Ich brauche Liebe
Inhalt:
Zitat Back-Cover:
«„… Sie sind der Gegensatz des Roboters, des programmierten Computers, der Metall-Struktur und des Stahl-Betons … Ja, Sie leben und atmen wie ein freies Tier … Sie sind das pulsende Leben, das wir vergessen haben … Sie haben die Mähne des Löwen, den Blick des Adlers, das Lächeln des Wolfes, die raue Schönheit des tobenden Meeres und die wilde Hässlichkeit der schmelzenden Lava, blutrot, wie ein blutendes Herz, am Abhang des düsteren Vulkans … Sie sind der Mann, von dem man immer wieder sprechen wird, aber an den sich niemand mehr erinnern kann … die Legende … Mensch zu sein …“(anonymer Brief an Kinski, Paris 1989)»
Meine Meinung:
Klaus Kinski hat schon immer Kontroversen ausgelöst. Ich kenne ihn nebst Talk Shows und anderen Ausraster Videos vor allem aus dem Kino: Italo-Western (Leichen pflastern seinen Weg), Jess Franco (Jack the Ripper), seine Werke mit Werner Herzog. Ein Weltstar und ein begnadeter Schauspieler, der vor allem Schurken und Psychopathen «spielte». Nach seiner Schauspielkarriere hat Kinski seine «Autobiographie» Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund geschrieben. Ich brauche Liebe ist nun eine erweiterte und überarbeitete Fassung davon. Was überarbeitet und/oder neu und/oder hinzugefügt wurde ist mir nicht bekannt.
Ich las das Buch zu Jugendzeiten und wusste aktuell kaum mehr etwas darüber. Ich plante schon länger, es neu zu lesen. Dazu kamen 2013 die Enthüllungen von Kinskis Tochter Pola, welche Kinski beschuldigt, sie missbraucht zu haben (die Ereignisse hielt sie in ihrem Buch Kindermund fest). Ich hatte zuletzt viele ruhige Nächte, so dass ich das Buch, diesmal mit gemischten Gefühlen, las.
Nun muss ich meine Meinung über Kinski ändern. Ich bin zwar der Meinung, zwischen Kinski als Menschen und als Schauspieler zu unterscheiden, auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass Kinski gar nicht spielte, sondern er «sich selbst war». Auf der anderen Seite ist Kinski schon länger verstorben (Herzleiden, was er im Buch fast schon vorausschauend ahnte und beschrieb) und kann sich somit zu den Vorwürfen nicht äussern.
Das Buch hat viele eklige Passagen die Polas Aussagen bekräftigen und die einen sehr ekligen Nachgeschmack zurücklassen. Das Wort Vergewaltigung kommt mehrfach vor und auch wenn viele der Sex-Geschichten wohl mehrheitlich Kinskis kranker Fantasie entsprungen sein dürften (Inzest mit der Schwester, die vielen Geschichten über Minderjährige, Jungfrauen und Schülerinnen), ist seine Weltanschauung klar und deutlich zu erkennen: ich nehme mir, was ich will, wenn es sein muss auch gegen den Willen der Frau und mit Gewalt. Sehr unschön…
Auch von Polas Aussagen losgelöst betrachtet ist das Frauenbild von Kinski kritisch frauenfeindlich. Vergleicht man die Passagen über seine Töchter Pola & Nastassja mit denen seines Sohnes Nanhoï (seinem Babyboy = für mich das neue Unwort des Jahres 2020) wird dies besonders deutlich: über die Töchter wird verhältnismäßig wenig geschrieben während Nanhoï sich im letzten Viertel immer stärker ins Buch einprägt und für Kinski sein Ein und Alles ist.
Fast schon ein Gott. Sehr übertriebene Texte zu Nanhoï als Kind. Empfand ich als sehr nervend und habe ich dann mehr und mehr überflogen bis bewusst ausgelassen (bin ja auch nicht der grosse Kinderfreund und Kinskis Beschreibungen waren viel zu übertrieben euphorisch). Der Roman ist ihm auch gewidmet (Zitat: "Für meinen über alles geliebten Sohn Nanhoï"). Daher empfand ich das Buch auch als langweilig und ich hatte verhältnismässig lange, es fertig zu lesen.
Das einzige amüsante waren die Beschreibungen zu den Regisseuren und der Filmwelt von Kinski (vor allem über Herzog). Das gefiel mir. Ich fand es auch toll, dass er negativ über Kubrick schrieb. Über Jess Franco hat er kaum gemotzt, was Francos Qualität nur beweist. Die Passagen über Herzog allein sind die Highlights des Buches. Amüsant sind auch seine Weltbild-Ansichten und seine Äusserungen gegen die Filmwelt, Künstler und das Beamtentum. Leider nehmen diese Passagen wenig Platz ein, da das Buch zu 90% sexuelle Fantasien eines möglichen Kinderschänders entsprechen.
Fazit: Nur für Kinski Fans zu empfehlen. Ich fand das Buch zu langweilig (Sex-Fantasien) oder nervend (Babyboy Passagen). Nach Polas Aussagen kommt das Buch mit zweifelhaftem Ruhm daher…
Infos:
Anzahl Seiten: 491
Sprache: Deutsch
In Deutschland erschienen: Ja
Autor: Klaus Kinski
Verlag: Heyne
Roman/Sachbuch: Autobiographie
Erschienen: 1991 (18. Auflage)
Art: Taschenbuch
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