Bullet in the Head
Story:
Nach einem Mord flüchten die Freunde Ben (Tony Leung
Chiu-Wai), Frank (Jacky Cheung) und Paul (Waise Lee) aus Hong Kong nach
Vietnam. In Vietnam herrscht aufgrund des Krieges Chaos. Das Trio verspricht
sich mit krummen Dingern Geld zu generieren. Zusammen mit Luke (Simon Yam)
stehlen sie eine Kiste voller Gold und befreien «das Mädchen» (Yolinda Yan
Choh-Sin) des Gangster-Bosses (Lam Chung). Dieser ist wenig erfreut: das
Militär nimmt die Fährte auf und bei ihrer Flucht geraten die Freunde zwischen
die Fronten des Krieges…
Meine Meinung (Director‘s Cut):
Die Mehrheit der John Woo Filme habe ich in den letzten
Jahren aufgefrischt. Titel wie A Better Tomorrow 1 + 2, The Killer, Hard Boiled
oder die Ur-Fassung von Heroes Shed No Tears (The Sunset Warrior). Die letzte
Sichtung von Bullet in the Head ist sicher 15-20 Jahre her. Dank einem
Schnittbericht und den dortigen Infos wurde ich motiviert, mir die deutsche
Blu-Ray zu kaufen. Grund war der zuvor nie gesehen Director‘s Cut des Filmes.
Die Blu-Ray stellt, Stand Ende Aug. 2024, die bisher weltweit längste Fassung
dar. Zudem wurden Tonprobleme vergangener Veröffentlichungen korrigiert.
Perfekt also, um den Film aufzufrischen.
Und was soll ich sagen? Bullet in the Head ist für mich
schlicht und ergreifend das HK-Meisterwerk von John Woo (To Hell with the Devil,
Silent Night, Hand of Death, Harte Ziele, Windtalkers, Just Heroes, Manhunt, From Riches to Rags, The Crossing 2). Sein bester HK-Film, gefolgt von, und da stehe
ich sicher auch alleine da, Last Hurrah for Chivalry. Einem Wuxia Meisterwerk.
Bullet in the Head hat im Gegensatz zu A Better Tomorrow, The Killer oder Hard
Boiled für mich am besten funktioniert. Am meisten Emotionen ausgelöst. Daher
ging meine Stimme an Bullet in the Head, nicht zu verwechseln mit Walter Hills
Actionfilm mit gleichnamigem Titel aus dem Jahr 2012.
Bullet in the Head bietet inhaltlich extrem viel. John Woo
liess viel aus seiner eigenen Biographie inklusive geschichtlich-politischen Themen (Vietnam-Krieg, Aufstände und Demonstrationen, Tiananmen Square Proteste/Massaker) in den Film einfliessen um hat darum herum eine Story gebildet, die von
drei guten Freunden handelt, welche in dem Film vor harte Proben gestellt und
am Ende z.T. zu Feinden werden. Themen wie Bruderschaft, Verrat und Aufopferung
sind dabei Inhalte, mit denen John Woo, als er zu Shaw Brothers Zeiten unter
Chang Cheh (Die Todespagode des gelben Tigers) arbeitete, genügend in Berührung
kam. Und so in seine eigenen Filme einbaute. Heroic-Bloodshed Momente.
Der Film ist trotz seiner über zwei Stunden Laufzeit zu
keiner Sekunde langweilig. Die Action-Szenen sind phänomenal gut gefilmt und
inzensiert worden. Die richtigen Kameraeinstellungen zur richtigen Zeit, intelligente
Schnitte, blutige Shoot-Outs, gekonnter Einsatz von Close-Ups oder
Zeitlupenaufnahmen, für die John Woo berüchtigt ist. Dazu echte Panzer,
Explosionen und Massenszenen. Perfekt choreographierte Momente, die teilweise
wie ein Gedicht anmuten (Simon Yams Shoot-Outs oder Messer-Szenen im Haus des
Gangster-Bosses). Die Kameraarbeit war ebenfalls eine Wucht. Und die
wunderschöne und stimmige Musik erst. Ein Traum.
Und dazu ein Cast zum Zunge schnalzen: Tony Leung (People’s Hero, Magic Crane, My Heart Is That Eternal Rose), Jacky Cheung (A Chinese Ghost Story 3, High Risk, Slickers Vs Killers), Waise Lee (Tough Beauty and the Sloppy Slop, Overheard, A Chinese Ghost Story 2), Simon Yam (Raped by an Angel,
Green Killer, Fatal Termination). Top-Cast. Waise Lee und Tony Leung standen
bereits für andere John Woo Klassiker vor der Kamera (A Better Tomorrow 1-2,
Hard Boiled). Am eindrücklichsten fand ich fast Jacky Cheung. Starke Darbietung.
Die einzigen Frauenrollen beziehen sich auf kleinere Nebenrollen, die aber für
Dramatik sorgen. In diesen machen Fennie Yuen Kit-Ying (School on Fire) und Yolinda
Yan Choh-Sin (The Black Wall) eine gute Figur. John Woo selbst hat einen
Gastauftritt.
Fazit: Must See Titel für jeden HK-Filmfan! Ein filmisches
Meisterwerk!
Infos:
O: Dip Huet Gaai Tau
HK 1990
R: John Woo
D: Tony Leung Chiu-Wai, Jacky Cheung, Waise Lee, Simon Yam, Yolinda
Yan Choh-Sin, Lam Chung, Fennie Yuen Kit-Ying, John Woo
Laufzeit der deutschen Blu-Ray: 137:06 Min.
Gesehen am: Jugendzeit / Neusichtung: 28.08.24
Fassungen: Für die Neusichtung lag mir die neue deutsche
Blu-Ray von T&G Vision vor = limitiert auf 3500 Stück (ich habe 3144), mit
Booklet, Uncut HK-Kinofassung und dem längeren Director‘s Cut (= längste
Fassung weltweit), O-Ton und deutsche oder englische Subs. Es handelt sich
bisher um die längste Fassung der Welt. Sogar exklusive Szenen aus einem
Trailer wurden in den Film integriert. Die eingefügten Szenen haben eine
schlechtere Qualität als der Rest des Filmes. Der Rest des Filmes sieht sehr
gut aus. Tonprobleme aus anderen Editionen (Zitat: «neue/doppelte/fehlende
Effekte, falsche Abmischung») wurden korrigiert. Löblich. Damit wird meine
alte UK-DVD ersetzt und diese zu verkaufen versucht.