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Montag, 8. Juli 2024

Twilight of the Warriors: Walled In Review

NIFFF 2024 

Twilight of the Warriors: Walled In

Story:

Nachdem Chan Lok Kwan (Raymond Lam) unabsichtlich Drogen von Mr. Big (Sammo Hung) klaut, flüchtet dieser von Mr. Bigs Schergen (u.a. Philip Ng) in die Walled City. Chan Lok Kwan freundet sich mit Shin (Chun-Him Lau), Twelfth Master (Tony Tsz-Tung Wu) und AV (Man Kit Cheung) an. Unter ihrem Boss Tornado (Louis Koo) wird Chan Lok Kwan zu einem «Mitglied» der Familie. Als sich jedoch herausstellt, dass Chan Lok Kwan der Sohn eines Mörders (Aaron Kwok) ist, hinter welchem Tornados Sworn Brother (Richie Jen) her ist, eskaliert die Situation…

Meine Meinung:

Was den neuen HK-Film Twilight of the Warriors: Walled In angeht, war ich extrem skeptisch. Der Film, der in Cannes lief, drohte ich in Neuenburg am NIFFF zu verpassen. Ich würde das Ende des Filmes nicht sehen können, Ticket bereits gekauft hin oder her, da ich auf den letzten Zug muss. Solche NIFFF Sichtungen sind immer wertvoll. Sie bewahren mich vor einem späteren DVD/Blu-Ray Fehlkauf. Um Twilight of the Warriors: Walled In, wie ich nun las eine Comic-Verfilmung in der berühmten Walled City spielend, gibt es inzwischen, in Foren und Social Media, einen grossen Hype, den ich nicht glauben konnte/wollte.

Das hat auch mit Regisseur Soi Cheang zu tun. Ich bin kein grosser Fan von ihm und finde ihn überbewertet. Siehe Limbo als Beispiel. Auch SPL 2: A Time for Consequences hat es nicht in die Sammlung geschafft, obwohl das Mitwirken von Kampf erfahrenen Schauspielern wie Tony Jaa (Ong-Bak) und Co. The Monkey King mit Chow Yun-Fat, Aaron Kwok und Donnie Yen war auch nur CGI-Kommerzschrott der übelsten Sorte. China Blockbuster. Der hat es auch nicht in die Sammlung geschafft. An Dog Bite Dog kann ich mich nicht erinnern. Müsste den Mal auffrischen.

Mein Karma meinte es gut mit mir: eine Kollegin fuhr mich, und sogar ohne Geld zu nehmen, nachts von Neuchatel nach Hause. Mit anderen Worten: ich konnte den Film am NIFFF bis zu Ende schauen, unabhängig davon, ob ich den letzten Zug jetzt verpassen würde oder nicht. Der Film war schlechter besucht, als ich es erwartet hätte. Mein Kumpel hatte grosse Erwartungen an den Film, ich eigentlich gar keine. Nach der Sichtung kann ich sagen, dass ich Twilight of the Warriors: Walled In besser fand als erwartet. Ich wurde positiv überrascht.

Zwar haben mir einige Action- und Kampfszenen (einzelne Momentaufnahmen) nicht gefallen, da digital unschön inszeniert (sahen künstlich, unecht, Fake, CGI behaftet aus), aber es gab genug Action, die mindestens und immerhin solide und gut in Szene gesetzt war. Zudem haben einige Aspekte an klassische Old School Kung Fu Filme erinnert: zum Beispiel, dass Kämpfer Schwerthiebe und Verletzungen wegstecken, ohne Verletzungen davon zu tragen, weil sie eine besondere Kampffähigkeit anwenden oder mit den Zähnen Schwerter festhalten und diese brechen. Das fand ich wirklich cool da in einem modernen Setting nicht so erwartet (dass es eine Comic Verfilmung ist, habe ich erst nach der Sichtung gelesen).

Und ich muss sagen, dass mir der Film sogar unabhängig von der Action her vom Plot und den Figuren her gut gefallen hat. Mit anderen Worten hat mir der Film sogar als ganzes Paket, also als Film mit Figuren, deren Entwicklungen oder der Dramatik des Plots (um Bruderschaft, Verrat, Rache) gut gefallen. Auch in der Hinsicht fühlte ich mich ans alte HK-Triaden-Kino der 80er und 90er erinnert. Ich fand es auch gut, dass die Jungspunde viel Platz bekommen haben und die älteren Stars weniger (vielleicht mit Ausnahme von Louis Koo). Ich würde nicht behaupten, dass der Film 100% den Geist der 80er oder 90er Jahre HK Filme versprüht, aber in einzelnen Momenten lässt er gewisse Vibes aufkommen, die daran erinnern.

Der Film, der von Wilson Yip (Sha Po Lang) produziert wurde, war trotz der langen Laufzeit nicht langweilig. Die Kampfszenen hat Japaner Tanigaki Kenji choreographiert. Anfang der 90er zog es ihn aus Japan nach HK, wo er im Filmgeschäft tätig war (als Choreograph, Director, Actor) und in diversen Produktionen beteiligt war (Legend of the Wolf, Flash Point, Enter the Fat Dragon, Wu Xia). Vor allem Zusammenarbeiten mit Donnie Yen waren die Folge. Was den Cast betrifft, haben diese eine gute Figur gemacht. Was Alt-Stars angehen haben mich vor allem Louis Koo (Rob-B-Hood) und Sammo Hung (Der kleine Dicke mit dem Superschlag) überzeugt. Aaron Kwok (Close Escape) kommt nur in einer Flashback-Szene als Killer vor.

Was dem Film vielleicht angekreidet werden kann, ist das Overacting von Philip Ng. Mich persönlich hat es nicht gestört, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass dies einige Zuschauer als doof markieren würden. Zudem wurde rein optisch wenig aus dem Setting gemacht: der Film hätte genau so gut ausserhalb der Walled City spielen können. Einige politische Themen diesbezüglich wurden nett eingefangen. Die Dialoge vor dem Abspann könnte man sogar China kritisch deuten. Interessant, dass dies von den chinesischen Zensoren anders beurteilt wurde. Desgleichen mit dem ganzen Rauchen. Da wird gepafft als gäbe es kein Morgen mehr, was natürlich wunderbar zur Zeit passt, in welcher die Handlung vorgetragen wird.

Fazit: Besser als erwartet. Fans des HK-Kinos können einen Blick riskieren!

Gefolgt von: Twilight of the Warriors: Dragon Throne

Infos:

O: Jiu Long cheng zhai · Wei cheng

HK 2024

R: Soi Cheang

D: Louis Koo, Sammo Hung, Richie Jen, Raymond Lam, Terrance Lau, Philip Ng, Kenny Wong Tak-Ban, Aaron Kwok, Chun-Him Lau, Tony Tsz-Tung Wu, Man Kit Cheung

Laufzeit der Kinofassung: Ca. 126 Min.

Gesehen am: NIFFF 2024

Fassungen: Am NIFFF 2024 gesehen im O-Ton mit englischen Subs. Soll Ende Jahr in den USA von Well Go USA erscheinen.

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