Silent Night
Story:
Joel (Brian Godlock) und Ehefrau (Catalina Sandino Moreno) müssen mit ansehen, wie ihr Kind (Alex Briseño) unabsichtlich von Gangstern (Harold Torres) erschossen wird. Joel nimmt die Verfolgung auf, um ebenfalls paar Kugeln verpasst zu bekommen. Die Folge: seine Stimmbänder sind lädiert, ein Sprechen ist nicht mehr möglich. Statt auf die Polizei (Kid Cudi) zu hoffen, setzt sich Joel nach seiner Krankenhausentlassung nur ein Ziel: Rache am Tod seines Sohnes!
Meine Meinung:
Nach Manhunt kehrt John Woo mit Silent Night, einer US-Produktion, in die Kinos zurück. Der Film erweckte im Vorfeld Interesse, da es hiess, dass der Film ohne Dialoge auskommen sollte. Das ist fast, aber nicht ganz wahr. Zu 90% gibt es keine Dialoge, aber hier und da werden dennoch paar Sätze gesprochen. Mein Interesse stieg erst mit dem 1. veröffentlichten Trailer. Andere sah ich mir nicht an. Der Trailer sah vielversprechend aus. Der Inhalt sah actionbetont aus und John Woo Trademarks waren ersichtlich (Slow-Motion). Dies, in Kombination mit Selbstjustiz-Inhalten à la Death Wish, Death Sentence oder The Night of the Executioner, machten Lust auf mehr.
Doch nach den ersten, eher durchwachsenen Feedbacks und Reviews, reduzierte ich meine Erwartungen deutlich. Ich las, dass nach dem Beginn erst Mal Drama vorherrschen und es erst im Finale wieder krachen sollte. Auch dramatische Klischees sollen vorkommen (Eheprobleme, Alkohol). So konnte ich meine Erwartungen anpassen. Und ja, Silent Night ist kein Actionfilm à la John Wick, sondern ein Action-Drama. John Woo Vibes sind zu erkennen und ich fühlte mich hier und da an Filme wie Im Körper des Feindes (Sohn der erschossen wird, goldene Waffe), Bullet in the Head (Auto-Verfolgungsjagd zu Beginn) oder The Killer erinnert (Einlagen im Finale, die aber schlecht wirken). Zum Guten wie auch zum Schlechten inklusive «Tauben» bzw. Vögel.
So frisch aus dem Kino, fällt es mir gar nicht so leicht, Silent Night zu bewerten. Der Film war nicht wirklich toll, aber auch nicht schlecht. Grundsolide. Etwa so was, was man sich z.B. streamen würde. Für eine einmalige Sichtung durchaus ok. So ein grundsolider Film auf Netflix und Co. Das Intro in den Film fand ich gewöhnungsbedürftig. Auch was die Musik betrifft. Die Kindermelodie hat mich zudem sehr genervt. War weniger mein Fall. Die ersten Action-Momente fand ich cool. Machten Lust auf mehr. Danach folgen der Plot und einige dramatische Klischees. Ich muss aber sagen, dass ich diese Szenen weniger schlimm und lang fand, als ich zuvor «befürchtet» habe.
Eigentlich geht es recht schnell und der Drama-Part ist grösstenteils verflogen (jedoch gibt es immer wieder paar Einschübe, bis zuletzt) und der Racheplot beginnt. Inhaltlich sind einige Szenen doch sehr unrealistisch oder nicht gradlinig in Szene erzählt. Überraschungen gibt es nicht. Besser wäre es gewesen, die Ehefrau und den schwarzen Cop komplett aus dem Drehbuch zu streichen. Somit wäre mehr Platz für Action gewesen und lahme Füllszenen hätten eliminiert werden können.
Einzelne, wenige Szenen waren leider zum Fremdschämen: besonders als Joel im Finale seinen Sohn in der Kugel sieht oder als der schwarze Cop plötzlich als Helfer und «Danny Lee» Ersatz auftaucht - diese Anspielung an The Killer, wo sich Chow Yun-Fat und Danny Lee gegenseitig retten und blutend den Gegner bekämpfen, mochte in The Killer auch dramaturgisch funktioniert haben. In Silent Night wirken die Szenen aber einfach nur peinlich und unglaubwürdig, zumal Kid Cudi als Cop überhaupt keine Beziehung zu Joel pflegt und im Film mit Ausnahme des Finales kaum zu sehen ist. Brian Godlock als Rächer war okay. Von Harold Torres als Bösewicht hätte ich gerne mehr gesehen.
Der Film ist solide in Szene gesetzt. Einzelne Szenen wirken ziemlich cool, aber diese sind rar gesät (Zeitlupen-Momente). Die Action ist im Grossen und Ganzen im Vergleich zu John Wick bodenständiger und langsamer. Das mochte ich. Es gibt Shoot-Outs, Verfolgungsjagden und es wird auch mit Messer gekämpft. Allerdings ist die Kameraführung hier und da, zumindest bei vielen der Shoot-Outs oder Messer-Action-Szenen, schwach geschnitten, unübersichtlich und zu nah dran. Das ist schade. Optisch wäre da mehr möglich gewesen. Am besten waren noch die Action-Szenen mit den Fahrzeugen oder der Kampf gegen Acoyani Chacon. Bei der längeren Auto-Action-Szene fand ich es cool, dass dies ohne Musik und nur mit Geräuschkulisse gedreht wurde. Eine Enttäuschung war dann leider das Aufeinandertreffen zwischen Held Brian Godlock und Bösewicht Harold Torres. Viel zu kurz und unspektakulär. Da wäre doch deutlich mehr drin gelegen.
Fazit: Ein Film mit Licht und Schatten. Kein Kracher, kein Film für die Sammlung aber auch kein Totalausfall aber definitiv nichts, was ins Kino gehört (es überrascht nicht, dass der Film z.B. in England direkt auf einer Streaming-Plattform statt im Kino gelandet ist).
PS: Den Rassismus Vorwurf (etliche Reviews auf Letterboxd von linksradikalen Populisten und Snowflakes) muss sich John Woo aber definitiv nicht gefallen lassen und gehören in die Tonne.
Infos:
O: Silent Night
USA 2023
R: John Woo
D: Brian Godlock, Catalina Sandino Moreno, Kid Cudi, Harold Torres, Alex Briseño
Laufzeit der Kinofassung: Ca. 104 Min.
Gesehen am: 20.12.23
Fassungen: In der Schweiz im Kino gesehen = ab 18 (sehr
selten), Uncut, O-Ton (90% ohne Dialoge) mit deutschen Subs. In Deutschland
soll der Film am 24.03.24 auf DVD/Blu-Ray/UHD erscheinen.
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