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Samstag, 21. Dezember 2024

Im Glaskäfig Review

Im Glaskäfig

Story:

Ex-Nazi Klaus (Günter Meisner) flüchtet nach dem Krieg nach Spanien. Klaus wird nach einem missglückten Suizid-Versuch durch eine eiserne Lunge am Leben erhalten. Klaus bewohnt zusammen mit seiner Ehefrau Griselda (Marisa Paredes) und der gemeinsamen Tochter Rena (Gisèle Echevarría) das Anwesen, als plötzlich ein unbekannter Junger Mann namens Angelo (David Sust) auftaucht, der sich als neuer Pfleger für Klaus anbietet. Gegen den Willen von Griselda stellt Klaus diesen ein…

Meine Meinung:

Aka In a Glass Cage. Im Glaskäfig stellte Mitte der 80er Jahre das Spielfilmdebüt von Agustí Villaronga dar, der bis dahin «nur» Kurzfilme realisiert hatte. Im Glaskäfig war ein schwieriges Projekt. Mit nötigsten Mitteln und chaotischen Drehbedingungen und Rückschlägen (siehe dazu die Interviews von Agustí Villaronga auf der Bildstörung DVD) konfrontiert, drehte Agustí Villaronga einen kunstvollen Film mit provokanten Inhalten (Nazismus, Missbrauch, Pädophilie). Ein Skandalfilm. Im Glaskäfig wurde zu Ehren von Marisa Paredes neu gesichtet, die vor kurzem verstorben ist.

Im Glaskäfig funktioniert am besten, wenn der Zuschauer so wenig wie möglich über ihn weiss. Als ich den Film vor dem Jahr 2006 beim Kumpel zum ersten Mal sah, wusste ich nicht, was mich erwartet. Und dennoch gefiel mir der Film schon damals ausgezeichnet. Im Glaskäfig sah ich nun mind. zum dritten Mal und auch jetzt verliert der Film nichts von seiner Wirkung und Faszination. Der Film, der durch den Erfolg der Berlinale und durch Mundpropaganda von John Waters (Pink Flamingos) ein grosser Erfolg wurde (während gleichzeitig die Produzentin des Filmes Pleite ging), ist sehr eindrücklich.

Ein Film, der das Publikum spalten wird. Ein Film, der Szenen enthält, die schwer anzusehen sind. Der Film und der Verlauf der Geschichte sind spannend anzusehen und sehr stimmungsvoll. Der Verlauf der Story nimmt sich aber Zeit. Ein Slow-Burner, würde man heute sagen. Ich mag den Start in den Film (geht unter die Haut) und auch das Ende (Dellamorte Dellamore Vibes). Die Musik ist der Wahnsinn und der Film ist optisch ein Genuss. Sehr kunstvoll inszeniert. Der ganze Cast ist phänomenal, egal ob Günter Meisner (der die Rolle zuerst ablehnte), Marisa Paredes (The Skin I Live In, The Awful Dr. Orlof), Gisèle Echevarría oder David Sust (arbeitete später erneut mit Agustí Villaronga zusammen).

Fazit: Sehenswertes Arthouse Kino!

Infos:

O: Tras el cristal

Spanien 1986, 1987 (je nach Quelle)

R: Agustí Villaronga

D: Günter Meisner, Marisa Paredes, Gisèle Echevarría, David Sust

Laufzeit der deutschen DVD: 107:24 Min.

Gesehen am: Vor 2006 / Neusichtung am: 19.12.24

Fassungen: Ganz früher sah ich den Film als US-DVD. Die hatte ich doch zum Teil als sehr dunkel in Erinnerung. Zu dunkel. Daher freute ich mich, als der Film dazumal restauriert in Deutschland von Bildstörung auf DVD veröffentlicht wurde = Uncut, Schuber, Booklet, im O-Ton mit deutschen Subs und exklusiven Extras. Es gibt u.a. einen Audiokommentar von Agustí Villaronga (Englisch mit deutschen Subs) und auch exklusive Interviews mit ihm. Diese kann ich sehr empfehlen. Sehr informativ. Eine Blu-Ray gibt es bisher, so wie es scheint, nur in den USA.

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