Dieses Blog durchsuchen

Montag, 9. September 2024

The Beast Review

The Beast

Story:

18. Jahrhundert:

Die junge Lucy Broadhurst (Lisbeth Hummel) soll in Frankreich mit Mathurin de l'Esperance (Pierre Benedetti) verheiratet werden und somit die Familie de l'Esperance wieder mir Reichtum versorgen. Lucy reist zusammen mit ihrer Tante (Elisabeth Kaza) an. Lucy ist vom Anwesen und der Umgebung (Wälder, Pferde, erotische Kunst) plus Gerüchte (um ein Monster und eine Vergewaltigung) sofort fasziniert, auch erregt. Doch es gibt ein Problem: Mathurin ist noch nicht getauft und die Hochzeit, für am morgigen Tag geplant, droht das Aus. Nach dem Abendessen, welches nach einem Ausraster Mathurins eskaliert, folgt eine Nacht voller erotischer Träume und Fantasien, ehe der Verlauf der Nacht eine unerwartete Wendung nimmt…

Meine Meinung (Complete Version):

Walerian Borowczyk, der seinen Film The Beast als einen Mix aus «Erotic» und «Fantasy» beschreibt, liess sich laut einem Interview (auf der 2. Disc der US-DVD) von Sigmund Freud und dessen Buch "The Wolfman" und einem Zitat von Napoleon inspirieren. Laut Walerian Borowczyk geht es in dem Film um Träume und deren Deutung und um Moral. Dem Laien kann der Film besser als eine Art erotische Soft-Sex Variante der bekannten Die Schöne und das Biest Story beschrieben werden. Ich sah den Film bisher nur einmal und das dürfte ca. 20 Jahre her sein. Ich weiss auch nicht mehr, welche Fassung ist dazumal sah (ich glaube es war der Director’s Cut).

Nun sah ich mir die Complete Version an. Diese ist ca. vier Minuten länger als der DC und ich muss sagen, dass ich davon eigentlich keine Minute missen möchte. Den Film kann man in zwei Hälften einteilen: in der 1. Hälfte des Filmes geht es um die Figuren, die Motive, den Verlauf der Story. Bis das «Monster» und dessen Sexszenen auftauchen, dauert es bis kurz vor dem Finale. Ich mochte diese 1. Filmhälfte sehr, auch wenn sehr ruhig erzählt und bis auf einzelne Szenen wenig nackt und wenig Sex zeigend. Aber es gibt viel Erotisches, Zweideutiges und Frivoles zu sehen und zu spüren.

Dazu kommt, dass mir die Ausstattung, Musik und die Requisiten sehr gut gefallen. Teilweise würde ich gar von einer unterschwellig sozialkritischen und satirischen Note sprechen und die Darsteller machen, alle, einen hervorragenden Job. Lisbeth Hummel ist stark als junge Lucy. Und mutig. Sie arbeitete zwei Jahre zuvor schon mit Walerian Borowczyk zusammen (Immoral Tales). Scheinbar wurde aus Immoral Tales einzelne Szenen aus für The Beast verwendet. Ich sah Immoral Tales ewig nicht und kann das im Moment nicht mehr einordnen.

Die 2. Filmhälfte driftet dann ins Erotische ab. Es ist Nacht, Spannungen entladen sich und auf Erregungen folgen Abhilfe durch erotische Träume, Fantasien und/oder Selbstbefriedigung. Und in diesen Szenen folgen jene Momente, für welche der Film so bekannt und kontrovers geworden ist: das Biest auf der Jagd nach einer Frau durch die Wälder, die bei ihrer Flucht nach und nach Kleidungsstücke verliert, bis sie dem Monster erliegt. Ihre anfängliche Stimmung (Panik, Angst) schlägt in pure Erregung um und sie geniesst die intimen und sprichwörtlich animalischen Momente mit dem Biest.

Diese Szenen sind sehr explizit und technisch stark in Szene gesetzt. Und die Szenen sind mehr amüsant und grotesk, statt wirklich erotisch oder schockierend. Allgemein empfinde ich den Film, wie ich bereits schrieb, als Satire, die hier und da an die Oberfläche bricht. Wirkliche Erotik gibt es eigentlich nur in der Selbstbefriedigungsszene durch Lucy mit der Rose. Das was schön einfangen und gefilmt. Werder schmuddelig noch abstossend, sondern einfach sexy und ästhetisch. Abgerundet wird das Ende durch eine tolle Parabel und Metapher, das «Biest» betreffend.

Fazit: Ohne wirklich viele andere Werke des Regisseurs zu kennen (The Strange Case of Dr. Jekyll and Miss Osbourne, Unmoralische Geschichten, Unmoralische Engel, Unmoralische Novizinnen), würde ich behaupten, dass The Beast wahrscheinlich Walerian Borowczyk bekanntester, kontroversester und bester Film geworden ist! Sehenswert und nicht uninteressant!

Infos:

O: La Bête

Frankreich 1975

R: Walerian Borowczyk

D: Sirpa Lane, Lisbeth Hummel, Elisabeth Kaza, Pierre Benedetti, Guy Tréjan, Roland Armontel, Marcel Dalio, Robert Capia

Laufzeit der US-DVD: Ca. 98 Min.

Gesehen am: ? / Neusichtung am: 14.06.24

Fassungen: Mir lag die US-DVD von Cult Epics vor = zwei Fassungen an Bord = Director’s Cut & Complete Version, Franz./Englisch mit franz. Subs (Complete Version nur in Franz. mit Subs), gute Bild- und Tonqualität, limitierte Ausgabe (auf 10000 Stück) inklusive 52seitigem Büchlein. Auf der 2. Disc gibt es viele Extras (fast 2stündiges Making of oder Interview mit dem Regisseur). In Deutschland inzwischen (auch auf Blu-Ray) von Bildstörung zu haben, jedoch ohne Langfassung. Die gibt es nur auf deren DVD-Ausgabe als Bonus zu sehen. Ich sah mir die Complete Version an. Gemäss Einblendung vor der Sichtung durch das Label soll die Fassung um diverse Szenen länger sein, die von Walerian zu Straffungsgründen (wohl gegenüber der vier Minuten kürzeren Director’s Cut Fassung) entfernt wurden. Ausgangslage war das VHS aus Holland, welche die Fassung zum ersten Mal präsentierte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen