Die fabelhafte Welt der Leichen
Inhalte (Beschreibung Buch Rückseite):
«Mit dem Tod ist keinesfalls alles vorbei. Leichen sind auf vielfältige Weise nützlich, indem sie Forschung und Wissenschaft zur Verfügung stehen. Sie helfen dabei, Autos sicherer zu machen, dienen als Anschauungs- und Übungsobjekte für angehende Ärzte und geben Gerichtsmedizinern wichtige Hinweise, mit denen Verbrechen aufgeklärt werden können. Sie wurden ins All geschossen, haben die ersten Guillotinen und sogar die Echtheit des Turiner Grabtuchs getestet.»
«Mary Roach hat die vielfältigen postmortalen Verwendungsformen recherchiert und mit Ärzten, Wissenschaftlern und Leichenbestattern darüber gesprochen, was man mit Leichen alles anfangen kann. Daraus ist ein überaus unterhaltsames, faszinierendes und skurriles Buch entstanden, auch wenn die Hauptakteure in Anatomiesälen, Laboratorien und Krematorien zu finden sind.»
Meine Meinung:
Dieses sehr informative, unterhaltsame und schwarzhumorig geschriebene Sachbuch wurde mir von meiner besten Freundin empfohlen – wir beide Arbeiten im Pflegebereich, wo man mit dem Sterben und dem Tod konfrontiert wird. Daher finde ich diese Themen immer interessant – immerhin ist der Tod und alles was damit zu tun hat, obwohl normal im Verlauf des Lebens wie das Geborenwerden, noch immer ein Tabuthema und vielen Menschen unbehaglich.
Die Autorin Mary Roach hat keine Mühen und Kosten gescheut, in diversen Kapiteln über Tätigkeiten, welche man als Leiche verüben könnte zum Nutzen der Lebenden, zu recherchieren, im In- sowie Ausland herumzureisen (sie reiste auch nach Schweden und für eine Recherche gar nach China) und sehr vielfältige und informative Themen aufzugreifen. Mir hat jedes Kapitel gut bis sehr gut gefallen, das Buch habe ich verschlungen und vor allem im ÖV und der Arbeit (Nachtwache) gelesen.
Ich kann das Buch allen Menschen, die mit dem Tod zu tun haben (Ärzte, Mediziner, Pflegende, Bestatter etc.), nur empfehlen. Manch ekliges Detail kommt vor, zartbesaitete brauchen gute Mägen und wer mit schwarzem Humor nichts anfangen kann, sollte das Sachbuch meiden.
Das Buch geht in den Kapiteln ins kleinste Detail – es wird nichts ausgelassen.
Hier die Kapitel des Buches:
Tote, die den Kopf hinhalten (Chirurgische Übungen an Leichen):
Selbsterklärend!
Verbrechen aus anatomischer Leidenschaft (Leichenraub und andere schmutzige Geschichten aus der Anfangszeit der Sektion):
Fand ich sehr interessant da in der Vergangenheit abspielende Ereignisse, die erzählt werden. Die Geschichte von Burke und Hare (gibt ja auch mehrere Filme darüber, drei Titel sind mir bekannt) wird im Übrigen auch erwähnt – wäre auch schade gewesen, wenn nicht.
Das Leben nach dem Tod (Verwesung und was sich dagegen tun lässt):
Eine der besten, interessantesten und ekligsten Kapitel des Buches! Weil anatomisch sehr gut erklärt und bis ins Detail gehend. Erinnerndes Detail: das Hunde noch sechs Monate nachdem eine Leiche in einem See versenkt wurde, deren Gase und Lage herausfinden können. Beeindruckend.
Dead Man Driving (Menschen als Crashtest-Dummys und die grausige, aber notwendige Erforschung der Stosstoleranz):
Selbsterklärend und um Autos sicherer zu machen – fand ich sehr interessant! Vor allem auch welche Verletzungen bei welchen Aufprallen oder Geschwindigkeiten entstehen können.
Jenseits der Blackbox (Wenn die Leichen von Passagieren den Ablauf eines Absturzes erzählen müssen):
Hart – vor allem für Menschen die an Flugangst leiden definitiv NICHT zu empfehlen! Jedoch, wer ist nicht neugierig und stellte sich schon die morbide Frage, was sich bei einem Flugzeugabsturz alles abspielt? Kommt man das als Opfer noch mit oder nicht? Sehr interessantes aber auch hartes Kapitel…jetzt fliege ich in Zukunft noch weniger gerne als in der Vergangenheit!
Geblieben ist mir auch die Frage an den Verletzungsanalytiker (was es nicht alles für Berufe gibt?!) Dennis Shanahans, der anhand dem Zustand und den Verletzungen von Flugzeugopfern den Ablauf eines Absturzes rekonstruieren kann. Die Autorin wollte wissen, in welchem Teil des Flugzeuges man am sichersten ist und stellte die Frage: Wenn er sich einen Platz im Flugzeug aussuchen könnte, wo würde er am liebsten sitzen? Seine Antwort lautete: In der Businessklasse.
Ist auch meine persönliche Meinung – wenn schon in einem Flugzeug/Absturz sterben, dann immerhin so, dass man es zuvor gemütlich hatte mit viel Platz…
Eine Leiche geht zum Militär (Die prekäre Ethik von Kugeln und Bomben):
Welche Verletzungen Kugeln und Bomben auf Menschen haben und deren Geschichte von Vergangenheit zur aktuellen Zeit. Fand ich auch spannend! Besonders Tierliebhaber (allgemein im Buch), werden gefordert da oft auch von Tierversuchen erzählt wird (am meisten Hunde).
Heiliger Leichnam (Kreuzigungsexperimente):
Hier kommt das Turiner Grabtuch zum Einsatz, welches im Inhalt genannt wurde.
Wie man merkt, dass man tot ist (Leichen, deren Herz noch schlägt, Bestattung bei lebendigem Leib und die wissenschaftliche Suche nach der Seele):
War auch ein sehr interessantes Kapitel, räumt mit Gerüchten aber auch Definitionen um den Tod und deren Entwicklung von der Vergangenheit zur aktuellen Lage auf. Sehr interessant ist auch der genaue, detaillierte Ablauf einer Organentnahme zur Spende, die beschrieben wurde und deren die Autorin beiwohnen durfte. Makaber und ein wenig an Mark of the Devil erinnernd sind vor allem Durchführungen und Werkzeuge (gut geeignet für Folter), welche man früher durchgeführt hat, um zu bestimmen, ob ein Mensch wirklich tot war oder nicht.
Leichen, die den Kopf verlieren (Enthauptung, Wiederbelebung und die Transplantation des menschlichen Kopfes):
Auch sehr interessant wobei ich einige der Fakten schon aus anderen Büchern kannte (z.B. «Todesstrafe»). Auch hier: Tierliebhaber müssen auch einiges schlucken, vor allem Experimente an Hunden und Affen wurden beschrieben, die sich früher ereignet haben und einer Horrorshow gleichkommen (zweite Köpfe anpflanzen und solche Sachen). Trotzdem anhand aktueller Ereignisse (ISIS Exekutionen oder Sergio Canavero, der plant, den Kopf eines kranken auf einen Körper eines gesunden zu transplantieren und seinen potenziellen Kandidat bereits gefunden hat, oft in den Medien gewesen in den letzten Jahren). Dieses Kapitel hat fast am meisten «Horroranteile». Interessant ist auch, wie Menschen, die z.B. ein neues Herz erhalten haben, sich danach verändert haben und meinten, Eigenschaften ihrer Spender übernommen zu haben und gar Visionen und Bilder im Kopf hatten (die alle jedoch, wie Recherchen zeigten, falsch waren betreffend Beruf, Aussehen, Geschlecht der Spender). Schön der letzte Satz in diesem Kapitel, welches die Autorin sichtlich berührt hat (betreffend Organspende): «H (so wurde die Spenderin genannt) hat kein Herz mehr, aber sie ist alles andere als herzlos»!
Ein gefundenes Fressen (Medizinischer Kannibalismus und die Sache mit den Menschenfleischklösschen):
Auch sehr interessant – dachte schon The Untold Story und dessen Inhalt wird hier zitiert, ist aber eine andere Geschichte aus China (dort sind solche Kannibalen Geschichten anscheinend weit verbreitet) der nachgegangen wird inklusive Reise nach China selbst, womit sich die Autorin bei gewissen Personen, wo sie nachgefragt hat, sicher keine neuen Freunde gewonnen hat…
Aus dem Feuer in den Kompost (Und wo man neuerdings noch enden kann):
Alternative zur Erd- oder Feuerbestattung. Viele Bestatter werden dieses Kapitel fürchten, da sie somit weniger Geld einnehmen könnten da billigere und ökologischere Anwendung, der «Leichenverwendung». Für dieses Kapitel reiste die Autorin nach Schweden.
Was aus der Autorin wird (Tut sie’s oder tut sie’s nicht):
Was plant die Autorin mit ihren sterblichen Überresten zu tun? U.a. wird hier Gunther von Hagens und dessen Arbeit vorgestellt.
Danksagung:
Selbsterklärend
Bibliografie:
Selbsterklärend, halt vor allem Englische Bücher
Jedes Kapitel ist lesenswert – es gibt keines, welche ich schlecht fand. Es ist interessant und führt uns vor, was nach dem Tod sein könnte. Und es ist erstaunlich, für welche Zwecke und Berufe Leichen gebraucht werden – Dinge, welche man sich vielleicht noch nie hinterfragt hat, die aber von Nutzen sind für lebende Menschen oder wie diese die Geschichte und Entwicklung von Technik und Sicherheitsaspekten in vielerlei Hinsicht schon pos. beeinflusst haben (und auch, dass weniger lebende oder betäubte Tiere für Experimente herhalten müssen – würden Tierfreunde nennen).
Fazit: Sehr zu empfehlendes Sachbuch! Amüsant, makaber und informativ geschrieben!
Infos:
Autor: Mary Roach
Herausgeber: Riva Verlag
Sprache: Deutsch
Buchart: Gebunden
Anzahl Seiten: 350
Roman/Sachbuch: Sachbuch
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